Review (Xbox 360): WWE 2K15

Alles neu macht ein neuer Publisher. So wurde zumindest WWE 2K15, nun unter der Schirmherrschaft des 2K-Labels, angepriesen. Die Bilder, die von der Current-Gen Version gezeigt wurden, waren auch nett. Stutzig wurde ich nur, als sich die Bilder für die Last-Gen Versionen in Grenzen hielten. So ging ich beinahe ohne Infos an die Review heran. Wie schlägt sich also der neueste Ableger der populären WWE-Videospielreihe?

Ein grandioser Start…

Als mir im beinahe identisch zum Vorgänger designten Hauptmenü erst einmal Country-Musik entgegen strömte, war ich leicht verstört. Country und Wrestling? Das will in meinem Kopf nicht so ganz zusammenpassen. Leider ist der ganze Soundtrack von WWE 2K15 ziemlich unterirdisch. In den ca. 12 Liedern, in denen sich übrigens keinerlei Kooperation zwischen John Cena und Wiz Khalifa findet, wie hier angekündigt war, finden sich sage und schreibe zwei Lieder, die man sich anhören kann. Sehr zu bedauern ist auch das Fehlen der Möglichkeit, die Einzugsmusiken der Wrestler als Menu-Musik einzustellen, wie es noch im Vorgänger der Fall war.
Naja, nicht verzagen, die Menus sind ja nun nicht der wichtigste Punkt des Spiels, also machte ich mich auf in mein erstes Match. Das geschrumpfte und nicht mehr so hochklassige Roster hat nach wie vor einige interessante Charaktere, die zur Auswahl stehen, aber natürlich kommt es nicht im geringsten an den Kader von WWE 2K14 ran, bei dem tatsächlich nur eine handvoll Stars gefehlt haben, die den WWE-Titel um ihre Hüften schnallen konnten. Nichtsdestotrotz stürzte ich mich voller Vorfreude in mein erstes Match, in dem ich Luke Harper kontrollierte. Was sofort auffällt: Gameplay-mäßig hat sich das Spiel absolut nicht weiterentwickelt. Die Steuerung, die Konteraufforderungen, einfach alles ist gleich geblieben. Das von 2K so hoch angepriesene „realistischte Gameplay aller Zeiten“ sucht man vergebens. Im Endeffekt hat 2K hier seine Fans angelogen, da mir auf der gamescom im letzten August versichert wurde, dass sich die Current-Gen und Last-Gen Versionen des Spiels vom Gameplay her nicht unterscheiden werden. Das ist mehr als enttäuschend. Immerhin macht das Spiel nach wie vor Spaß, auch wenn es spielerisch genau das gleiche wie im Vorjahr ist. So machte ich mich dran, Xavier Woods zu zerstören, als ich den OMG-Moment von Luke Harper einsetzen wollte. Was dann geschah, seht ihr euch am besten selbst an:

Japp, das Match fror so ein und ich musste das Spiel über das Startmenu abbrechen. Doch das ist nur die Spitze des Eisberges, denn auch der „Universe“-Modus ist verschlimmbessert worden. Zwar hat man diesem eine Übersicht über die Storylines gegeben, jedoch ist diese mehr schlecht als recht. Wenn man dazu noch die weiteren Glitches zählt, die in diesem Modus auftreten, hat man das Gefühl, das Spiel sei einfach nicht fertiggestellt worden. Es werden oftmals einfach keine Entrance-Themes in den Zwischensequenzen gespielt, obwohl das der Fall sein sollte, die Ansage der Wrestler für Titelmatches ist meistens einfach Falsch (Champion wird als Herausforderer angekündigt und andersherum), und einmal ist vor Matchbeginn tatsächlich das hier passiert:

Diese Fehler sind einfach lachhaft und peinlich für 2K. In Zukunft biete ich mich gerne als Tester an…

Technischer Mittelmaß

Grafisch hat das Spiel ebenso wie spielerisch keinerlei Fortschritte gemacht. Wenn überhaupt, sehen einige Modelle tatsächlich schlechter aus als im Vorjahr. Während die Models der Topstar wie Triple H, der Undertaker, John Cena oder von den neu dazugekommenen NXT-Stars sehr gut und detailliert wirken, sieht Kofi Kingstons Modell, zum Beispiel, einfach wie eine Plastikfigur aus aufgrund seiner merkwürdigen Hautfarbe. Hinzu kommen die unzähligen Grafik-Glitches während den Matches selbst. Seien es einfach Clipping-Fehler, Schwächen in der Kollisionsabfrage oder Vorkommnisse, die die Physik gänzlich neu erfinden, kein Match ist frei von Fehlern. Diese zerstören nun nicht komplett das Gameplay, aber es ist halt doch merkwürdig, wenn sich der ganze Körper eines Modells beim Konter eines Top-Rope-Moves komplett verdreht oder wenn die Ringglocke quer in der Hand des eigenen Charakters liegt. Krass sind aber vor allem die Fehler, wenn sich der Körper des Gegners nach einem Move einfach mal um 180° dreht, oder wenn man ein Match gewinnt, obwohl der Gegner auf dem Bauch liegt…

Bis auf den grässlichen Soundtrack hat sich auch in diesem Aspekt nicht viel geändert. Die Voice-Clips der WWE-Stars wirken nach wie vor zum Teil lächerlich und sind falsch getimed. Das Kommentatoren-Team aus Michael Cole und Jerry „The King“ Lawler wurde zwar verbessert, kommt aber immer noch nicht auf ein akzeptables und unterhaltsames Niveau. Viele Phrasen wurden einfach recycelt, weswegen man immer wieder auf die „educated feet“ treffen wird. In dem neuen Modus „Who got NXT“, auf den ich gleich näher eingehe, ist der Kommentar merklich besser, da die beiden auf die Wrestler direkt eingehen, hochwertig ist er jedoch nicht.

Der „exklusive“ Lückenfüller

Damit sich Besitzer der Last-Gen Version nicht zu ausgeschlossen und stiefmütterlich behandelt fühlen, spendierte 2K den Versionen für die PS3 und Xbox 360 einen exklusiven Modus in Form von „Who got NXT“. Dieser ist im Endeffekt aber nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Matches mit den fünf NXT-Stars, die Einzug in das Spiel gefunden haben: Adrian Neville, Sami Zayn, Rusev, Corey Graves und Bo Dallas. Es gibt keinerlei Zusammenhang zwischen den Matches, die mit belanglosen Zielen wie „Triff Bo Dallas mit deinem Signature Move“ ausgestattet wurden. Demnach besteht die einzige Motivation, diesen Modus durchzuspielen, darin, die NXT-Wrestler freizuschalten. Dies ist öfter leichter gesagt als getan, da der Schwierigkeitsgrad in einigen Matches künstlich in die Höhe getrieben wurde. Ein Beispiel: Als Corey Graves soll man Bray Wyatt zur Aufgabe bringen, ohne seinen Finisher zu benutzen. Soweit so gut. Wenn die KI Wyatts nicht, nachdem ein Körperteil orange ist, in den Overdrive-Modus gehen würde und so gut wie jeden Move kontert, während das eigene Konterfenster unglaublich klein wird. So steigt der Frust unweigerlich in ungeahnte Höhen, und selbst nachdem man das Match erfolgreich beendet hat, verspürt man keinerlei Erfolgsgefühl, sondern ist eher genervt, dass man so lange für dieses Match gebraucht hat. Auch das sogenannte „Proving-Ground“ Match gegen John Cena leidet unter genau der gleichen Krankheit.

Der “Showcase”-Modus: “30 Years of Wrestlemania” für Arme

Der nächste Aufhänger des Spiels ist der „Showcase“-Modus, in dem man wichtige Fehden der letzten Jahre nachspielen kann. Im Spiel selbst sind die beiden Fehden Triple H vs. Shawn Michaels und CM Punk vs. John Cena enthalten. Während die beiden Fehden eine Menge interessanten Stoff bieten, kann man den Versuch, die Magie des letztjährigen „30 Years of Wrestlemania“-Modus wiederzubeleben, nur als gescheitert betrachten. Die Zwischensequenzen in Spielgrafik sehen zum großen Teil einfach nur lachhaft aus, was unter anderem an den grässlichen Modellen von Vince McMahon oder auch AJ Lee liegt, womit eine Menge Dramatik der eigentlichen Story verloren geht. Des Weiteren reißen alle Charaktere in diesen Zwischensequenzen die Augen so weit auf, als ob sie verrückt wären. Das wirkt einfach nur lächerlich. Immerhin sind die Promo-Videos wieder auf dem üblich hohen WWE-Niveau, was einem trotzdem immer wieder für die Matches heiß macht. Die Ziele, die in den Matches erreicht werden müssen, um Sachen freizuschalten, sind auch eher fantasielos und teilweise schlecht erklärt. Ich habe es zum Beispiel geschafft, ein Match komplett zu beenden, ohne dass ein einziges Bonus-Ziel angezeigt wurde, womit ich natürlich nichts freigeschaltet habe…

Die Creation-Suite und DLC-Politik

Oder sollte ich sie in diesem Fall eher die „Creation-Besenkammer“ nennen? Diesen Eindruck hat man nämlich von den Möglichkeiten, eigene Inhalte zu erstellen. Von 2Ks Seite aus hieß es, man wolle keine Rückschritte mit dem Spiel machen. Dieses Vorhaben ist aber grandios gescheitert. Konnte man in den Vorgängern noch seine eigenen Storys und Finisher erstellen, fehlen diese Optionen in WWE 2K15 gänzlich! Man kann seinen selbsterstellten Wrestlern auch keine eigene Musik mehr geben, denn diese Funktion wurde aus einem mir einfach unersichtlichen Grund auch aus dem Spiel genommen. Ja, in WWE 2K14 gab es diesbezüglich auch einige Probleme in den Zwischensequenzen des „Universe“-Modus‘, aber einen selbsterstellten Kurt Angle in den Ring kommen zu lassen zu den Klängen seiner großartigen WWE-Musik ist einfach um einiges cooler als zu einem der Stücke der Wrestler des Rosters oder eines der (sehr wenigen) anderen Musikstücke von WWE 2K15.
Zu guter Letzt muss ich kurz auf die DLC-Politik 2Ks eingehen. Die ist nämlich die größte Frechheit, die ich seit langem erlebt habe. Du willst die Attribute deiner Wrestler bearbeiten und sofort alles freischalten? Gerne, zahl einfach 2 € und du kannst das tun! Du willst neue Moves? 4 € und sie gehören dir. Du willst mit Lex Luger, The Ascension oder Paige spielen? Dann hol sie dir für 2 € bis 4 €. Neue Showcase-Fehden werden im Laufe des Jahres auch veröffentlicht. Der Season-Pass, der früher ALLE DLCs beinhaltete, deckt dieses Jahr nur die Showcase-DLCs ab. Das ist einfach pure Abzocke und sollte nicht unterstützt werden. Aber leider kenne ich Wrestling-Fans zu gut, da ich auch einer bin. Die Zusatzinhalte werden doch von genug Leuten gekauft werden…

Fazit

WWE 2K15 macht Spaß, vor allem, wenn man mit den Neuankömmlingen wie Adrian Neville und Sami Zayn sein Unwesen treibt. Letzten Endes hinterlässt das Spiel aber einen mehr als faden Nachgeschmack, da es anscheinend einfach nicht fertiggestellt wurde. So viele Glitches nacheinander hatte ich noch nicht einmal bei Enemy Front entdeckt. Die neuen Modi sind insgesamt enttäuschend, die Technik mittelmäßig, das Spiel selbst kastriert und die DLC-Politik eine reine Abzocke. Wer auf „richtige“ Modelle für Bray Wyatt, Luke Harper usw. verzichten und mit guten CAWs Vorlieb nehmen kann, der ist mit dem Vorgänger besser beraten.

26. Januar 2015, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

2K Games

Publisher

Website2kgames.com
Twittertwitter/2KGermany

WWE 2K15

GenreAction
PublisherTake-Two Interactive
Release31.10.2014
EAN5026555263283

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