Review (Xbox 360): Lollipop Chainsaw

Devil May Cry trifft auf Zombieland und Girls United. Klingt merkwürdig? Sehr richtig, aber besser lässt sich eines der neuesten Spiele von Goichi Suda, vielen besser bekannt als Suda51, nicht beschreiben. Der durch außergewöhnliche Spiele (um es nett auszudrücken) auffallende Chef von Grashopper Manufacture ließ vor ein paar Monaten mit Lollipop Chainsaw seiner Fantasie wieder einmal freien Lauf. Was dabei entstanden ist, schauen wir uns mal etwas genauer an.

Story

Es ist der Geburtstag von Juliet Starling, ihres Zeichens Head Cheerleaderin der San Romero High. Doch ausgerechnet an diesem Tag bricht eine Zombieapokalypse aus. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird ihr Freund Nick auch noch von einem Zombie gebissen. Doch wie es der Zufall will, ist Juliet eine Zombiejägerin, die sich auch etwas mit Magie auskennt. Und so rettet sie Nick, indem sie seinen Kopf von seinem Körper abtrennt und verzaubert, wodurch er kein Zombie werden kann. Mit Nicks Kopf an ihrer Hinterseite baumelnd macht sich Juliet schließlich auf, die Apokalypse zu beenden.
Lollipop ChainsawKlingt abstrus? Ist es auch, aber, dank der sehr trashigen Dialoge und einer Menge Selbstironie weiß die Story von Lollipop Chainsaw doch zu unterhalten. Juliet ist einfach herrlich naiv und Nick ist so schön sarkastisch, dass sich die beiden exzellent Ergänzen. Das Tüpfelchen auf dem I sind die merkwürdigen Nebencharaktere und die Zombies, die zwar kein Gehirn mehr besitzen, aber immer noch scharf auf Juliet sind. Auch sehr unterhaltsam sind die sehr abgefahrenen Zwischensequenzen, welche vor Anspielungen auf Facebook, Twitter und Youtube nur so strotzen.

Grafik

Lollipop ChainsawLollipop Chainsaw wird einem nicht wegen der Grafik im Gedächtnis bleiben. Der Cell-Shading-Look ist zwar sehr stylish und passt perfekt zu dem herrlich abgedrehten Spiel, doch ist die Grafik insgesamt nur als zweckmäßig zu bezeichnen. Die Charaktere sehen noch schön aus, doch der Rest, sprich die Zombies und die Hintergründe, sind doch etwas detailarm. In weitläufigen Arealen (von denen es nur sehr wenige gibt) kommt es auch vermehrt zu Pop-Ups von Zombies. Und während sich Juliet recht geschmeidig durch die Welten bewegt, wirken die restlichen Animationen relativ abgehackt, was zumindest bei den Zombies passend ist. Im Großen und Ganzen läuft das Spiel auch flüssig, doch kommt es bei großen Zombiemengen immer wieder zu Slow-Downs. Das Spiel wird durch die Slow-Downs zwar nicht unspielbar, unschön sind sie aber doch. Grafisch ist Lollipop Chainsaw insgesamt nur mittelmäßig.

Sound

Lollipop ChainsawDer Soundtrack hat es mir angetan. Neben eigenen Musikstücken haben die Männer und Frauen von Grasshopper Manufacture viele Songs von bekannten Interpreten lizenziert. Zombies metzeln macht ja (meistens) so oder so Spaß, doch wenn im Hintergrund noch Five Finger Death Punch, Children of Bodom, oder „Lollipop“ von Ronald & Ruby läuft, ist das Ganze noch viel toller. Ich hätte mich besonders noch über „Lolli Lolli“ von der Three 6 Mafia gefreut, aber man kann ja nicht alles haben. Es gibt keine deutsche Synchronisation für das Spiel, was aber alles andere als schlimm ist, da die Sprecher allesamt einen guten Job machen. Wer des Englischen nicht mächtig, ist muss aber auch nicht verzweifeln, da es (sehr gute) deutsche Untertitel gibt. Die Soundeffekte während der Metzelorgie sind auch grundsolide. Daumen nach oben für den Sound.

Gameplay

Lollipop ChainsawUm mit den Zombies gescheit umzugehen, hat Juliet die Möglichkeit, sie entweder direkt mit ihrer Kettensäge (verziert mit Glitter und Herzchen) zu töten, oder sie zunächst mit ihren Pom-Pom-Attacken zu schwächen und benommen zu machen, wodurch sie sich den Zombies noch schneller entledigen kann. Um den Attacken der Zombies wiederum auszuweichen, kann Juliet durch die Gegend springen. Wenn man genug Zombies in die (diesmal hoffentlich wirklich) ewigen Jagdgründe geschickt hat, kann man einen besonderen Modus aktivieren, in dem Juliet noch mehr Kraft besitzt, und sich per One-Hit-Kills durch die Massen metzelt, während sehr fröhliche und poppige Musik im Hintergrund spielt und alles kunterbunt ist. Fehlt nur noch das Regenbogen-kotzende Einhorn. Darüber hinaus gibt es viele Quick-Time-Events (QTE), welche meistens aber gut zu bewältigen sind. Nur ein einziger QTE ist sehr nervig, da dieser den direkten Tod zu Folge hat, weswegen man den Level vom letzten Checkpoint aus wiederholen darf.
Lollipop ChainsawDie Kämpfe erreichen leider zu keinem Zeitpunkt die Qualität eines Devil May Cry. Dafür fühlen sie sich zu langsam an, was zwar einen gewissen Realitätsanspruch hat (immerhin ist Juliet ein recht zierliches Mädel, die mit einer Kettensäge um sich rumfuchtelt), aber nicht wirklich in das Spiel passt. Realismus ist hier Mangelware. Zudem gibt es leider recht wenige Combos, welche aber auch nicht wirklich nötig sind. Meistens kommt man durch reines Mashen des Y-Buttons (für die Kettensägenangriffe) ans Ziel. Wenn man den etwas stärkeren Zombies gegenübersteht, führt man noch ab und zu ein Ausweichmanöver aus, und man kann auch die ohne größere Probleme besiegen. Juliettes Fähigkeiten lassen sich zudem an Shops, die in den Levels verteilt sind, upgraden. Die dafür benötigten Münzen bekommt man während der Metzelei, oder man findet sie in den Levels verteilt. Mit einer Spielzeit von ca. 5-7-Stunden ist der Umfang akzeptabel. Um alles freizuschalten, muss man das Spiel auf jedem Schwierigkeitsgrad durchspielen, wodurch der Umfang nochmals etwas angehoben wird. Nach jedem Level bekommt man zudem eine Wertung, welche man in Online-Leaderboards mit anderen Spielern vergleichen kann.
Da reines Metzeln auf Dauer zu eintönig wäre, findet man in 5 der 6 Level kleinere Minispielchen. So fährt man z. B. mit dem Mähdrescher über Haufen von Untoten, oder spielt sich selbst in einem Arcade-Game im Spiel selbst. Leider sind diese Minispiele zum Teil recht nervig bis frustrierend. Schwach sind zudem die Bosskämpfe, die zwar schön präsentiert sind, aber vom Gameplay her enttäuschen. Jeder Boss funktioniert nach dem stereotypischen 3-Phasen-Prinzip, was auf Dauer recht nervig ist.

Fazit

Machen wir uns nichts vor: Lollipop Chainsaw ist ein durchschnittliches Spiel, nicht mehr und nicht weniger. Manchmal ist solch ein Spiel aber genau das, was man braucht, vor allem wenn man auf ein ähnliches Spiel wartet. Mit anderen Worten: Wer z. B. absolut nicht auf den neuen Devil May Cry Teil warten kann und unbedingt ein ähnliches Spiel braucht, kann hier ruhig zugreifen. Es kommt zwar zu keinem einzigen Zeitpunkt, an dessen Qualität eines heran, doch kann man durchaus einige spaßige Stunden mit Lollipop Chainsaw verbringen.

30. November 2012, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Lollipop Chainsaw
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Lollipop Chainsaw

Warner Bros. Interactive Entertainment

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Lollipop Chainsaw

GenreAction
PublisherWarner Bros. Interactive
EntwicklerGrasshopper Manufacture
Websitelollipopchainsaw.com
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Release15.06.2012
DistributorWarner Bros. Interactive
EAN5051890090720

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