Review (Xbox 360): Enemy Front

“Hier spricht Warschau…” Diese Worte hört man in CI Games’ neuesten Ego-Shooter Enemy Front häufiger. Mal wieder verschlägt es den Spieler in den 2. Weltkrieg. Ob CI Games mit ihrem neuen Titel die Sammlung an 2.WK-Shooter bereichern kann, oder ob man lieber Abstand von Enemy Front nehmen sollte, könnt ihr in unserer Review lesen.

Huch, wo kommt denn der Busch her?

Fangen wir, wie üblich mit der technischen Seite des Games an. Auf der Verpackung wird damit geprahlt, dass man die CryEngine für das Spiel benutzt. Nur leider wissen wir seit Sniper: Ghost Warrior 2 (die Review dazu findet ihr hier), dass das nicht unbedingt für ein grafisches Meisterwerk á la Crysis 3 sorgen muss. Wenn man sich sowieso an Sniper: Ghost Warrior 2 erinnert, wird einem auffallen, dass auch dieser Titel von CI Games ist. Und das merkt man. Nur anscheinend hat die Grafik noch einen Schritt nach hinten gemacht. Leblose Figuren, seien es der Protagonist, NPCs oder die Gegner, liefern sich Feuergefechte in Umgebungen, die beinahe so grobkörnig sind, dass man jedes einzelne Pixel zählen kann. Doch nicht nur das: Die Pop-Ups sind mit das schlimmste, was ich seit Alarm für Cobra 11 - Undercover gesehen habe. Ihr glaubt mir nicht? Gott sei Dank habe ich ein paar "Screenshots" (im wahrsten Sinne des Wortes) gemacht.

Was sieht man hier? Nun ja, im linken Bild schaue ich normal auf eine Wand, nichts besonderes also. Ziele ich jedoch mit meiner Waffe über Kimme und Korn, so materialisieren sich dort einige Holzpaletten, wie im rechten Bild. Das ist beileibe kein Einzelfall, sondern zieht sich durch das ganze Spiel. Dazu gesellen sich noch heftige Ruckler, wenn das Spiel Daten nachlädt. Teilweise durfte ich bis zu 10 Sekunden auf einen eingefrorenen Bildschirm blicken, bevor ich mich weiter durch die Nazi-Massen ballern konnte. Erwähnen muss ich zudem die wahnsinnig vielen Clipping-Fehler, seien es nun die Waffen der Soldaten (die sie teilweise sogar falsch herum in der Hand hielten) oder die Mitstreiter, die sich, während man selbst an einem Flakgeschütz sitzt, seelenruhig durch die Flak und das Sichtfeld des Spielers bewegen. So was kann man heutzutage nur noch als eine bloße Frechheit bezeichnen.

Für die Soundsparte fällt mir kein lustiger Titel ein, deswegen lasse ich ihn weg. Das kommt daher, dass es hier relativ wenig Grund zur Beschwerde gibt. Ich bin kein Experte, was 2.WK-Waffen angeht, deswegen kann ich nur sagen, dass sie sich gut anhören, die Schrotflinte angenehmen Wumms hat, und die schallgedämpften Püsteriche die erwarteten Geräusche von sich geben. Die Musik wiederholt sich in den Missionen zwar sehr schnell, wird aber eigentlich nie nervig. Irgendwie geht sie einem sogar ins Ohr, mit ihrem auf Pathos angelegten Sound. Die deutsche Synchronisation ist auch beinahe überraschend solide. Natürlich gibt es hier und da sehr merkwürdige Betonungen, gefühlt haben vier Synchronsprecher mitgearbeitet und von Lippensynchronität kann auch keine Rede sein, aber die Stimmen sind allesamt nicht nervig und ich habe auch keinerlei komplett falsch übersetzte Sätze ausmachen können (ja, ich rede von dir, Gears of War 3). Solide.

Story mit Ansätzen von Inception

Worum geht es in Enemy Front überhaupt? Nun ja, der Spieler schlüpft in die Rolle des amerikanischen Kriegsreporters Robert Hawkins, der in Warschau am Kampf gegen die Nazis teilnimmt. Viele Leute werden sich jetzt fragen: „Wie kommt es, dass ein Journalist am Krieg teilnimmt? Der würde doch sicherlich innerhalb der ersten Stunden das Zeitliche segnen.“ Nicht so Hawkins, der überraschend gut mit jeglicher Waffenart vertraut ist. Wie das kommt, erfährt der Spieler in Rückblenden, die teilweise sogar selbst noch einmal Rückblenden haben. Alles also ein wenig wirr und auch nicht wirklich lohnenswert, es nachzuerzählen. Was CI Games damit aber schafft, ist dem Spiel einige Schauplätze zu spendieren, die man sonst eher selten in Videospielen über den 2. Weltkrieg sieht. Warschau und Norwegen sind doch erfrischend unbenutzte Orte, um den Nazis den Garaus zu machen. Wirklich verbunden sind die einzelnen Episoden trotz der Story aber nicht. Zumindest konnte ich oftmals nicht nachvollziehen, warum ich vom besetzten Frankreich auf einmal wieder für eine kurze Mission nach Warschau springe, nur um dann zurück zu unseren Nachbarn, um dann ab nach Norwegen geschickt zu werden. Sehr konfus das Ganze.

Auch wenn die Schauplätze neu wirken, macht man doch nur altbekannte: Mit verschiedenen Kniften sich durch unterschiedliche Set-Pieces schießen, um die stereotypischen Ziele zu erfüllen. Dabei hebt sich Enemy Front aber doch etwas von seinen Konkurrenten ab, und zwar durch die „Scharfschützentechnologie“, die CI Games bereits auf der Verpackung anpreist. Tatsächlich ist die etwas durchdachter als bei den großen Widersachern, was aber nicht überrascht, wenn man sich das Portfolio von CI Games anguckt. Das Snipern ist auch im Vergleich zu Sniper: Ghost Warrior 2 ziemlich kastriert wurden, so muss man nicht mehr auf den Wind oder Bullet Drop achten. Meistens ist der ideale Schusspunkt, der im Crosshair wieder durch einen roten Kreis dargestellt wird, direkt in der Mitte oder nur minimal versetzt. Das ist schade, macht aber nichtsdestotrotz doch etwas Spaß. Dieses Stealth-Element, was durch das Markieren von Gegnern, den offenen Leveln und dem Planen der idealen Route noch weiter unterstrichen wird, hat mir dann doch sehr gut gefallen. Wenn man dann jedoch trotzdem mal entdeckt wird, muss man höllisch aufpassen, da die Gegner sofort wissen, wo der Spieler steckt, egal wie gut er sich versteckt hat.

Nazis waren Lemminge?

Das könnte man zumindest denken, wenn man sich durch die Massen an Gegnern kämpft. Während man bei einem auf Stealth fokussierten vorgehen, dass alles noch auf Hawkins‘ grandiose Schleichfähigkeiten schieben könnte. Doch vor allem, wenn man in bester Rambo-Manier sich durch die unzähligen Gegner bewegt, merkt man schnell, dass sie einen Todeswunsch haben. Warum sonst würde sie immer einer nach dem anderen auf einen zugerannt kommen, um über den Haufen gemäht zu werden, oder wechseln die Deckung, nur um sich dort zu verschanzen, wo bereits fünf Leichen der Kameraden den Boden pflastern. Das alles ist schon wieder so schlecht, dass es schon tragikomisch wirkt. Man muss sich nur an einer bestimmten Position aufhalten und die Gegner laufen einem förmlich in die Kugeln rein. Als wäre das nicht schon schlimm genug, gibt es noch einige Glitches in Enemy Front. Einer meiner Favorites passierte beim Durchbrechen einer Tür, was im Normalfall in einer Art Bullet-Time präsentiert wird. Das war auch soweit alles ok, nur war der Sound in Normalgeschwindigkeit, wodurch das doch ziemlich komisch wirkte. Einmal konnte ich auch eine Mission nicht zu Ende bringen, da sich der Missionsmarker nicht auf die neue Aufgabe fokussieren wollte, weswegen ich den Kontrollpunkt neu laden musste.
Enemy Front wurde auch noch ein Multiplayer-Modus mit Sage und Schreibe 3 Modi verpasst, nämlich Deathmatch, Team-Deathmatch, und Funkübertragung. Die Fehler gehen hier weiter, denn man hat die Auswahl zwischen einem Ranglistenspiel und „oohne Rang“. Das ist KEIN Schreibfehler von mir… Leider waren zum Zeitpunkt meines Testes die Server absolut leer, weswegen ich hier keine Meinung zum Online-Multiplayer abgeben kann.

Fazit

Wegen der miserablen Technik und unterirdischen KI sowie fehlenden Innovationen würde ich Enemy Front selbst Leuten, die nach einem neuen Shooter im 2. Weltkrieg lechzen, nicht wirklich empfehlen. Es kommt zwar hin und wieder schon etwas Spielspaß auf, vor allem dank des Sniperaspekts, doch insgesamt handelt es sich hier um einen unterdurchschnittlichen Titel.

29. August 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

CI Games

Entwickler

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Enemy Front

PC Spiel

GenreAction
PublisherKoch Media CI Games City Interactive
EntwicklerCI Games
Websiteenemyfront.com
Release13.06.2014
EAN5907813597114

Enemy Front

GenreAction
PublisherKoch Media CI Games City Interactive
EntwicklerCI Games
Websiteenemyfront.com
Release13.06.2014
EAN5907813597107

Enemy Front

GenreAction
PublisherKoch Media CI Games City Interactive
EntwicklerCI Games
Websiteenemyfront.com
Release13.06.2014
EAN5907813597091

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