Review (PS4): Pro Evolution Soccer 2016

Mit dem bevorstehenden Release der UEFA Euro 2016 Erweiterung können wir euch endlich unsere Review zu PES 2016 präsentieren! So ist euch ein detaillierter Bericht garantiert. Also, stürzen wir uns Getümmel!

Schönheitskur ohne tiefgründige Veränderungen

Wenn man PES 2016 das erste Mal startet, fällt sofort auf, dass sich Konamis Mannen an den kommerziell großen Bruder FIFA orientiert haben. Denn nun ist auch das Menü von PES in den mittlerweile altbekannten Kacheln gehalten anstatt im traditionellen Listenstil. Dabei ist die erste Kachel stets von dem Modus besetzt, den man zuletzt gespielt hat. Anfangs war das recht gewöhnungsbedürftig für mich als alteingesessenen PES Recken, doch schlussendlich um einiges vereinfacht und beschleunigt, da ich schneller in meinen Lieblingsmodus komme.
Ansonsten muss man jedoch festhalten, dass sich nicht besonders viel verändert hat. Die Spielmodi haben keine wirklichen Neuerungen spendiert bekommen. Im Meisterliga-Modus bekommen die Spieler vom gemanagten Team zwar nun verschiedene Rollen und (teils sehr unpassende) Spitznamen, ansonsten hat sich nicht wirklich viel geändert. Der „Werde zur Legende“-Modus ist eigentlich auch nur von den Vorgängern kopiert, ähnlich wie die restlichen Spielmodi, Editierungs- und allgemeine Optionen. Neu hinzugekommen ist der „MyClub“-Modus, der sehr an die Ultimate-Team-Modi der EA Sports Spiele erinnert und dementsprechend auch ähnlich aufgebaut ist.
Doch sind wir mal ehrlich: Welche Modi soll man einem Sportspiel auch noch hinzufügen? Auch wenn es sich anhört, als würde ich den Umfang kritisieren, ist dieser vollkommen in Ordnung und sollte, zusammen mit den Online-Funktionen für viel und sehr lange anhaltenden Spaß sorgen. Auch der übliche Kritikpunkt, dass PES 2016 nicht mit der kompletten FIFA-Lizenz aufwarten kann, ist nicht nur angestaubt, sondern sollte auch nicht mehr gelten. Natürlich würde auch ich lieber mit der Bundesliga als mit der französischen, spanischen oder brasilianischen Liga spielen, doch letzten Endes besitzt nun einmal EA Sports exklusiv die FIFA Rechte, die sie auch nicht so schnell hergeben werden. Kurz zusammengefasst: Der Umfang ist bekanntermaßen gut, auch wenn er ohne Überraschungen daherkommt.

“WAS FÜR EIN TOR“ - wenn der Ball nicht daneben gegangen wäre…

So kann man am besten die Leistung des neuen Kommentators Marco Hagemann in PES 2016 zusammenfassen. Der Kommentar dieses Jahr ist so grässlich wie seit einigen Jahren nicht mehr, mit sich ständig wiederholenden Zeilen und Torjubeln, obwohl gerade erst der Schuss abgeben wurde und der Torwart den ohne jegliche Probleme hält. Eindeutig der schwächste Punkt des Spiels. Ich weiß nicht, wie oft ich den Satz „Andrea Pirlo, du bist nicht von dieser Welt!“, der als Huldigung Pirlos nach einem Tor angedacht war, gehört habe, während der Schuss den Bratwurst-Verkäufer auf der Tribüne anstatt des Tores traf. Durch den Patch, der Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, sind zwar einige weitere Kommentare hinzugekommen, doch nach wie vor kommt es zu diesen falschen Ansagen. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man ja darüber lachen… Ansonsten gibt es beim Ton absolut nichts zu beanstanden. Die Fans gehen ordentlich mit und machen Stimmung, das Klatschen des Balles an Pfosten oder Werbebande ist befriedigend saftig und der Soundtrack ist akzeptabel. Wenn also nicht der grässliche Kommentar wäre, gäbe es an dieser Stelle auch einen Daumen nach oben.
Grafisch weiß das Spiel durchaus zu gefallen. Die Spielermodelle sehen klasse aus, bewegen sich geschmeidig und kollidieren angenehm realistisch auf dem Platz. Vor allem die Mimik der Spieler auf dem Platz lässt sich sehen. In PES 2016 sehen Ibrahimovic, Bale und co. sehr viel lebendiger aus als in FIFA 16. Das Publikum sieht zwar besser aus, als in vorangegangenen Editionen, doch ist es nach wie vor recht detailarm. Schlimmer ins Gewicht fallen aber die vielen Clipping-Fehler, die das gute Gesamtbild etwas trüben. Hier und da springt ein Körperteil durch den Gegner oder sogar der gesamte Ball durch den Körper eines Spielers. Zerstört wird das Spiel dadurch aber nicht. Besonders, wenn das Wetter von trocken zu regnerisch umschwingt, sieht PES 2016 richtig gut aus und ist eine optische Wonne.

Das Runde muss ins Eckige

Nun genug der Firlefanzerei um das Drumherum und ran ans Eingemachte: Uff’n Platz. Einmal mehr spielt Konami hier seine ganze Stärke aus, denn PES 2016 ist das Fußballspiel, was am meisten Spaß macht. Im Handumdrehen gelingen tolle Kombinationen, dynamische Dribblings, klasse Pässe und krachende Schüsse aus der zweiten Reihe. Dadurch entsteht eine Spieldynamik, die seinesgleichen sucht. Vor allem, wenn man gegen einen gleichwertigen menschlichen Spieler antritt, entstehen unvergessliche Spiele. Und wie eben bereits gesagt, sehen die unterschiedlichen Schuss-, Pass- und Dribbelanimation wunderbar und äußerst elegant aus. Die Anfangsanimationen, wenn die Mannschaften auf das Feld laufen, sind auch erstklassig inszeniert. Egal ob Liga-, Freundschafts- oder Champions League-Spiel, die Choreos der digitalen Fans sehen toll aus. Sollte man gerade keinen Freund zur Hand haben, kann auch die KI einen äußerst ebenbürtigen Kontrahenten darstellen. Toll ist hier vor allem, dass die Teams im Spiel die gleiche Taktik an den Tag legen, wie sie es in Wahrheit tun. Real Madrid punktet mit seiner unglaublich starken und schnellen Offensive, während Juventus Turin den Catenaccio geradezu zelebriert. Neuerungen sucht man jedoch mit der Lupe. Die auffälligste ist die Möglichkeit, nach dem Torerfolg nun einen eigenen Torjubel zu zelebrieren. Über den Realismusgrad der Spiele lässt sich auch streiten. Ich zumindest habe selten Spiele gesehen, bei denen beide Teams ständig von einem Tor zum anderen Rennen…
Doch während sich die eigenen Mitspieler allgemein toll freilaufen und aktiv mitspielen, sind die Torhüter leider einer der Schwachpunkte im Spiel. Oftmals irren sie wie ein aufgescheuchtes Huhn durch den Strafraum oder schon durch den Fünf-Meter-Raum, wodurch viele dumme Tore zustande kommen. Dass sie auf der Linie nicht besonders stark sind, tut sein Übriges. Die Schiedsrichter fallen leider auch eher negativ auf. Im Fußball heißt es zwar immer so schön, dass der Schiri am besten ist, wenn er nicht auffällt, doch in PES 2016 nehmen Sie dieses Mantra zu sehr zu Herzen, da sie sehr großzügig pfeifen. Das führt zwar zu einem flüssigeren Spiel, doch man kann durchaus beherzt in die Zweikämpfe gehen, ohne dass der Spielzug abgepfiffen und der Spieler verwarnt wird.

Fazit

Mit der Pro Evolution Soccer-Reihe macht man selten einen Fehlkauf. Das gilt auch für Pro Evolution Soccer 16. Für manche fallen einmal mehr die fehlenden Lizenzen ins Gewicht, doch meiner Meinung nach sollte das nicht vom Kauf des neuen Ablegers abhalten. Einmal mehr liefert Konami eine sehr unterhaltsame Fußballsimulation ab, die sowohl durch seine Grafik als auch sein überaus spaßiges Gameplay überzeugt. Mit der kommenden (kostenlosen!) Erweiterung UEFA Euro 2016 ist der Umfang auch wieder standesgemäß ausgefallen.

5. März 2016, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

Kleine grafische Fehler sind leider an der Tagesordnung - Beispiel 1
Kleine grafische Fehler sind leider an der Tagesordnung - Beispiel 2

Konami Digital Entertainment B.V.

Publisher

Websitekonami-europe.com

Pro Evolution Soccer 2016

PlayStation4 Spiel

GenreSport
PublisherKonami
Websitepes.konami.com
Release17.09.2015

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