Review (PS4): Dark Souls II - Scholar of the First Sin

Seid ihr bereit zu leiden? Ehm, noch ein weiteres Mal? Mit dem Release von Dark Souls III in nicht allzu weiter Ferne, konnten wir uns dank Bandai Namco mit Dark Souls II - Scholar of the First Sin nochmals in das verlorene Königreich von Drangleic einfinden. Dieses Mal mit neuen Features, Gegner und Arealen. Also nichts wie in die Schlacht. Huzzah!

Angestaubte Schönheit

Da es sich bei der Scholar of the First Sin-Edition für die Konsolen der aktuellen Generation prinzipiell um einen Remaster handelt, kann das Spiel natürlich nicht mit seinem Bruder Bloodborne mithalten. Doch nichtsdestotrotz handelt es sich bei dieser Version von Dark Souls II um die schönste. Dank knackig scharfer Texturen, detaillierteren Charaktermodellen und stark verbesserten Lichteffekten ist das Spiel nach wie vor ein optischer Genuss: Drangleic, und Co. tut der neue Anstrich sehr gut. Ich habe das Gefühl, From Software wollte, dass Dark Souls II genau so von Anfang an aussieht. Denn nun lohnt sich tatsächlich auch der Einsatz der Fackel in den dunkleren Gebieten. Sobald sie entzündet wird, sieht das Spiel nochmals beeindruckender aus. Gepaart mit den neuen 60 FPS, die zwar in einigen Momenten durchaus etwas sinken können, wird Dark Souls II - Scholar of the First Sin zu einem der ansehnlichsten Remasters der jüngeren Vergangenheit.
Leider wurde es versäumt, einige der unschönen Mankos der Originalverison auszumerzen. So kommt es nach wie vor zu unzähligen Clippingfehlern. Hier hängt mal das Schwert quer durch die Wand, dort steht der Gegner schon halb in der Tür, und dort bleibt mal wieder der Pfeil an einer unsichtbaren Wand hängen. Kurz gesagt: Die mittlerweile typischen Dark Souls Ärgernisse finden sich auch hier wieder. Kurios ist auch das Verhalten vieler Gegner nach ihrem Ableben. Nachdem man ihnen den finalen Stoß gegeben hat, sich umschaut, ob noch eine böse Überraschung auf einen lauert, kann es schon einmal passieren, dass die Leichen auf einmal halb in der Wand hängen. Viele Grafik- und Technikpuristen werden sich über diese Fehltritte ärgern, ich war meist jedoch einfach nur sehr amüsiert.

If it ain’t broke, don’t fix it!

Das dachten sich wohl auch From Software, weswegen sich an der Akustik von Dark Souls II - Scholar of the First Sin im Vergleich zur Originalversion wenig geändert hat. In diesem Fall ist das aber gut so, denn so wird die dichte Atmosphäre beibehalten, bzw. durch die verbesserte Optik sogar weiter aufgewertet. Die Musikuntermalung ist einmal mehr recht spärlich bei der Erkundung Drangleics, wodurch ein gewisses Gefühl der Einsamkeit entsteht, was einem darüber hinaus in einen permanenten Zustand der Anspannung versetzt. Spätestens wenn sich das Geschlürfe und Gestöhne der Gegner, die sich in der Nähe befinden, zu der Geräuschkulisse gesellen, gesellt sich noch die Angst dazu, dass hinter jeder Ecke sich das nächste Ableben verstecken könnte. Episch wird es bei den Bosskämpfen, die meist durch monumentale Orchesterstücke untermalt sind und sich somit vollkommen zurecht von den restlichen Gegnern abheben. Sei es der Last Giant, Persuer oder Lost Sinner, sobald die ersten Töne der jeweiligen Boss-Musik erklingen, ist einem klar: Jetzt geht der wahre Kampf erst richtig los!

Bearer of the Curse…

Diese Worte wird man oft hören im Laufe seines Marsches durch Drangleic. Oder die Kurzversion „Bearer seek lest lest“. Wie man sich denken kann, wurde die Geschichte von Dark Souls II nämlich nicht angefasst, was Veteranen natürlich schnell dazu verleitet, die ganzen Dialoge, unter anderen auch der angesprochene von der Emerald Herald, einfach zu überspringen. Denn nach wie vor begibt man sich als Träger des Fluches auf die Suche nach dem ehemaligen König von Drangleic, König Vendrick, um dem auferlegten Fluch zu entrinnen. Das Storytelling ist dabei wieder sehr spartanisch und wird Neueinsteiger in der Dark Souls-Reihe anfangs wohl etwas verwirren, doch letztendlich ist es die richtige Art und Weise, die Geschichte von Dark Souls II zu erzählen. Denn erst durch die sehr tiefe Geschichte, in der viel der Fantasie und den Interpretationen der Spieler überlassen wird, entfaltet sie ihre ganze Faszination. Einen Zusatz gibt es jedoch, und zwar den titelgebenden Scholar of the First Sin, ein neuer NPC, der die Geschichte noch ein wenig in ein anderes Licht rückt.
Man könnte jetzt denken „wenn sich gar nicht so viel getan hat, warum soll ich mir dann diese Version von Dark Souls holen?“ Nun, die Antwort ist einfach: Dark Souls II - Scholar of the First Sin fühlt sich an wie ein gänzlich neues Spiel. From Software war alles andere als faul und hat sich daran gemacht, das bekannte Spiel ordentlich umzukrempeln. Die Mechaniken - von einem Leuchtfeuer zum nächsten zu gehen, unterwegs Gegner besiegen, deren Seelen einsammeln, um aufzuleveln und letzten Endes einen Boss zu besiegen - bleiben zwar gleich, doch die Verteilung der Gegner ist beinahe komplett neu. Wo vorher noch drei Ritter auf den Spieler warteten, kann es nun sein, dass ein Drache den Weg zum nächsten Boss versperrt. Ein genialer Schachzug, denn so wird das Spiel aufgefrischt und in einigen Arealen noch herausfordernder. Der Pursuer, ein Boss im frühen Stadium des Spiels, macht nun seinem Namen aller Ehren, denn durch das Spiel hinweg kommt es zu unzähligen Aufeinandertreffen mit dem mächtigen Widersacher, nicht zuletzt genau in den Arealen, in denen man ihn am wenigsten braucht. Sobald das Geräusch seines Spawns ertönte, war ich sofort in Alarmbereitschaft und gespannt wie ein Flitzebogen. Leider schaffen das heutzutage nur noch wenige Spiele, doch Dark Souls II - Scholar of the First Sin war dazu in der Lage. Chapeau!
Doch man ist dem erhöhten Schwierigkeitsgrad nicht hilflos ausgeliefert. Die Items, die man in der Originalversion aufgesammelt hat, wurden auch neu verteilt und sind zum Teil nun früher und einfacher zu erreichen. Den Spielern wird es nicht an Upgrade-Materialien fehlen, sodass man sich gut gewappnet ins Getümmel stürzen kann, wo letzten Endes aber dann doch wieder Können und etwas Glück gefragt sind. Dieses altbekannte, Dark Souls-typische Gefühl von „Ach komm, einen Versuch noch“ und das letztendliche Erfolgserlebnis sind einmal mehr so motivierend, dass es vielen Spielern schwer fallen wird, den Controller aus der Hand zu legen.
Ein weiterer großer Pluspunkt der Scholar of the First Sin-Edition: Es sind alle DLCs enthalten, sprich The Crown of the Sunken King, The Crown of the Old Iron King und The Crown of the Ivory King. So bietet das Spiel nun, je nachdem, wie schnell man durch das Spiel rennt und wie gründlich man die Gegenden erkundet, weit über 100 Stunden Spielzeit. Mit dem Hauptspiel kann man bereits gut und gerne 60 Stunden verbringen, und pro DLC kann man nochmals 15 Stunden dazurechnen. Die DLCs können auch auf voller Linie überzeugen und bieten einzigartige, neue Spielmechanismen, die das Spielerlebnis einmal mehr auffrischen. Wer mehr über die Zusatzinhalte wissen möchte, kann sich gerne meine Reviews zu The Crown of the Old Iron King und The Crown of the Ivory King durchlesen.
Eine Sache wurde leider nicht, oder nur marginal verbessert: Der Netzcode. Das fällt für mich als PvE-Recken weniger ins Gewicht, aber die Leute, die ihr Dark Souls-PvP lieben, werden einmal mehr mit vielen Lags in ihren Auseinandersetzungen zu kämpfen haben. Es ist schade, dass selbst im dritten Anlauf (bzw. vierten, wenn man Demon Souls dazu zählt) nicht dafür gesorgt werden konnte, dass die Kämpfe ohne jedwede Einschränkungen ablaufen können.

Fazit

Ich wage zu behaupten, dass meine Meinung zu Dark Souls II - Scholar of the First Sin relativ klar sind. Jeder, der das Spiel bisher nicht besitzt, ist hiermit eine klare Empfehlung ausgesprochen. So viel Spiel, vor allem von so einer Qualität, gibt es selten in einem Paket. Und selbst die Spieler, die Dark Souls II bereits besitzen, sollten darüber nachdenken, ob sie hier nicht doch nochmals zugreifen sollten. Und sollte es nur sein, um die Wartezeit bis zum Release von Dark Souls III im April zu überbrücken. Respekt From Software, ihr habt einen der besten Remaster geschaffen, die es momentan gibt.

6. März 2016, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

BANDAI NAMCO Games Europe

Hersteller

Websitenamco.com

Dark Souls II: Scholar of the First Sin

PlayStation4 Spiel

PublisherNAMCO BANDAI Games Europe
EntwicklerFROMSOFTWARE
Release03.04.2015

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