Review (PC): Borderlands 3 im Test

Was ist Borderlands 3? Gearbox hat hier eine Kombination aus First-Person-Shooter und Action-RPG erschaffen. Die Entwicklung des eigenen Charakters über Talentbäume spielt eine zentrale Rolle, aber genauso wichtig sind die Jagd nach Loot und ein verrücktes Gunplay.

Damit ihr euch einen schnellen Überblick über das Spiel verschaffen könnt, fassen wir die wichtigsten Kernelemente zusammen:

  • Es gibt eine exzessive Jagd nach verrücktem Loot - ihr erledigt Missionen, besiegt Gegner und erhaltet zufällig bestimmte Waffen mit verrückten Eigenschaften: Waffen können laufen, Waffen können Waffen erzeugen, Waffen können euch beleidigen.

  • Ihr baut euren Talentbaum weiter aus und könnt ihn im Laufe des Spiel variieren, die Talente auf eure Ausrüstung anpassen oder die Ausrüstung auf eure Talente abstimmen.

  • Ihr trefft auf ein einzigartiges Science-Fiction-Western-Fantasy-Setting, das sich über mehrere Planeten erstreckt. Eure Heimatbasis ist ein Raumschiff, das an eine Kleinstadt im Wilden Westen erinnert.

  • Tiefschwarzer Humor, der die Manipulation durch moderne Medien und die Gier großer Konzerne thematisiert, aber auch die kleinen Geschichten der Menschheit erzählt.

  • Eine Story, die es in diesem Umfang in keinem anderen Loot-Shooter gibt.

  • Ein gut durchdachtes Koop-System, mit dem ihr leicht und jederzeit mit jedem spielen könnt - Der Level der Gegner passt sich an euch an.

Das Gunplay von Borderlands 3 ist für einen lockeren Koop-Shooter zufriedenstellend und verzeiht auch mal kleinere Fehler. Der Spaß, durch die Meute zu ballern, steht im Vordergrund. Das Schussgefühl und Waffen-Design bauen nicht auf Realismus - ganz im Gegenteil.
Borderlands 3 besteht aus einer verrückten Welt, mit verrückten Gegnern und noch verrückteren Waffen. Es macht mir unglaublich viel Spaß, die seltsamsten Waffen im Laufe des Spielens zu entdecken und direkt auszuprobieren.
Durch die zufälligen Kombinationen an Eigenschaften ist jeder Waffen-Drop eine Wundertüte. Die Waffen fühlen sich extrem unterschiedlich an. Es wird wohl jedem Spieler mal passieren, eine bestimmte Waffe mit zu niedrigem Level viel zu lange mitzuschleifen, weil sie sich für einen persönlich so perfekt anfühlt. Das ist zumindest mir des Öfteren passiert, gerade bei den legendären Items.

Es gibt durchaus Waffen, die eher klassischer Natur sind und sich beim Abfeuern auch so anfühlen. An den Realismus eines Call of Duty: Modern Warfare kommen die normalen Knarren von Borderlands 3 zwar nicht ran, es muss aber nicht alles komplett abgedreht sein. Es ist für jeden Spielertypen etwas dabei, was auch an den unterschiedlichen Waffenherstellern liegt. Insgesamt gibt es 9 Hersteller mit ihren Marken. Das ist eine Marke mehr als noch im Vorgänger, dank der neuen Feinde “Kinder der Kammer”.

Die Motivation der Loot-Spirale liegt in der Entdeckung: Es gibt Waffen, die ladet ihr nicht nach - ihr schmeißt direkt die ganze Waffe weg, wobei eine Explosion erzeugt wird. Die Waffen wandeln sich plötzlich in hüpfende Granaten oder laufende Geschütztürmchen. Munition, die sich in kleine laufende Gehirne verwandelt und auf Gegner schießt - ja, von solchen Verrücktheiten gibt es reichlich und diese sind noch stärker vorhanden als in den Vorgängern. Das gilt übrigens auch für die Schilde und Skill-Modifikationen, die ihr benutzt.
Borderlands 3 motiviert mich wie kein zweites Spiel, die nächste Waffe zu jagen, um herauszufinden was sie überhaupt kann. Gerade legendäre Waffen mit “geheimen Eigenschaften” geben mir einen richtigen Kick beim Abfeuern des erstes Schusses. Des Öfteren stand mir wohl ein großes “What the Fuck?!” ins Gesicht geschrieben. Was soll man auch sonst sagen, wenn dein Gewehr plötzlich Beinchen bekommt und neben dir herläuft?

Die Rollenspiel-Elemente sind ein Stück ausgeprägter als im zweiten oder im ersten Teil. Euch stehen vier Charaktere zur Verfügung, aus denen ihr wählen könnt:

  • Moze - Schützin

  • Zane - Agent

  • Amara - Sirene

  • FL4K - Bestienmeister

Jeder dieser Charaktere besitzt drei Talentbäume, in denen ihr Skillpunkte verteilen könnt. Ihr erhaltet immer einen neuen Punkt beim Level-Aufstieg eures Charakters. Erfahrung gibt es für das Töten von Gegnern oder zusätzliche Punkte für das Abschließen von Missionen.
Besonders ist diesmal, dass ihr drei unterschiedliche Actionskills habt, die im Gegensatz zu anderen Talenten, jederzeit ausgetauscht werden können. So kann Zane mit seinem Actionskill entweder ein Hologramm von sich erzeugen oder eine mobile Barriere (eine Art Schild), oder eine Drohne erschaffen. FL4K stehen als Bestienmeister drei unterschiedliche Haustiere zur Verfügung, die er wechseln kann, und ebenfalls drei unterschiedliche Skills ausrüsten.

In Kombination mit den unterschiedlichen Waffen und auch findbaren Klassen-Mods haben Tüftler einiges zum Experimentieren und Ausprobieren. Ihr könnt Punkte kreuz und quer über die drei Bäume verteilen. Genauso ist aber auch möglich, innerhalb eines Baumes einem strikten Pfad zu folgen, was meistens auch gut mit den passiven Fähigkeiten in einem Talentbaum harmoniert.

Besonders bemerkbar macht sich für mich die neue Vielfalt der Talentbäume im Mid- und Endgame. Ich kam mir so vor, dass es durchaus mal klüger sein kann, den Action-Skill spontan auszutauschen.
Fl4K kann etwa jederzeit seine drei Tiere und den Action-Skill wechseln. Mal war es praktischer den Skag mitzunehmen, der im Nahkampf stark ist, mal entschied ich mich für den Jabber oder die Spiderant, um ihre Reichweiten-Stärke zu nutzen.

Obwohl wir uns in einem Sci-Fi-Setting befinden, hat Borderlands eher den Flair eines klassischen Westerns. Besonders deutlich wird das in der neuen Heimatbasis, die zwar immer noch Sanctuary (Zufluchtsstätte) heißt, aber mittlerweile ein Raumschiff ist.
Die Basis erinnert mich ungemein an die Serenity aus der Serie Firefly. Genau wie Borderlands 3 ist auch Firefly eine Art Space-Western. Die Crew des Schiffs kämpft in beiden Fällen gegen die gierigen Herrscher der Planeten.
Gerade der Umzug von der statischen Heimatbasis auf ein Raumschiff macht das Gefühl des Space-Westerns für mich perfekt. Mit Mad Moxxi habe ich wieder meinen Saloon mit den Spielautomaten dabei, die Mechanikerin Ellie bringt das nötige “Hinterwälder”-Gefühl mit. In Sanctuary wird gespuckt, geschimpft und alle sind etwas räudiger - Hier fühle ich mich wohl.

Borderlands 3 ist um einiges größer als seine Vorgänger: Zum Setting gehören die verschiedenen Planeten des Spiels. Spielen die Vorgänger immer auf dem Wüsten-ähnlichen Pandora, gibt es jetzt erstmalig verschiedene Planeten in Borderlands 3 zu erkunden.
Die Planeten haben alle ein einzigartiges Aussehen und einzigartige Feinde, die sich auf ihnen offenbaren. Das reicht vom Jungle-Planeten mit Dinos und Affen, über eine moderne Metropole, in der die Gegner hochmoderne Technologien benutzen. Es gibt in der gewaltvollen Welt von Borderlands sogar einen pazifistischen Mönchsplaneten, der erhabene Gebäude besitzt. (Der Planet ist natürlich nicht ganz so pazifistisch wie seine Bewohner es gerne hätten). Die Maps bieten einiges an Abwechslung und Vielfalt, die sich aber immer perfekt in das gesamte Konzept einfügen. Kein Planet fühlt sich fremd an.

Borderlands 3 ist im Koop einfach herrlich unkompliziert und das noch um einiges stärker als die Vorgänger. Anstelle eines Spieler-Hubs gibt es die Möglichkeit, einen Spieler einfach so in eine (laufende) Sitzung einzuladen. Das entschlackt den Multiplayer, bietet aber auch weniger soziale Komponenten.
Richtig stark ist der neue Level-Sync, mit dem Borderlands 3 erstmalig daherkommt. Die Gegner und auch das Loot werden intelligent an das jeweilige Level des Spielers angepasst. Das funktioniert ähnlich wie in The Elder Scrolls Online - One Tamriel.

Für einen Loot-Shooter besitzt Borderlands 3 eine tiefgehende Story mit Dialogen, die es wert sind, gehört zu werden. Teile der Story sind über Sprachaufnahmen zu erlauschen.
Die Story von Borderlands 3 ist um einiges umfangreicher als noch in seinem Vorgänger. Das liegt vor allem an den zahlreichen Nebenquests - diese haben stellenweise sogar mehr Inhalt als die Hauptquests. In den Nebenquests steckt viel Liebe zum Detail, die ich gerne im Solo-Gang erkundet habe. Gerade die Side-Quests, die ihr von der Crew auf dem Raumschiff Sanctuary bekommt, ließen mein Herz für einige Charaktere höher schlagen - aber hier möchte ich nicht spoilern.

Wer sich nur durch die Hauptkampagne schlägt, wird etwa auf 35 bis 40 Stunden Spielzeit in Borderlands 3 kommen. Dadurch wird das Spielerlebnis allerdings unbequemer.
Der Level-Unterschied zu den Gegnern, ohne die zusätzlichen Erfahrungspunkte durch Side-Quests, macht den Durchgang zäh. Es ist also zu empfehlen, einige Nebenquests mitzunehmen, auch weil sie einfach oft schön umgesetzt sind.

Nach Abschluss der Kampagne schaltet ihr neue Modi für das Spiel frei, die das Endgame ausmachen. Diese erhöhen nochmal den Schwierigkeitsgrad und werfen besseres Loot ab.

Fazit:

Gearbox Software hat sich bei der Community umgehört und jede Art von Kritik zu Herzen genommen. Borderlands 3 ist kein "neues" Borderlands sondern ein in allen Bereichen verbessertes Borderlands 2,also genau das was man sich bei einem nächsten Teil wünscht. Wer auf wildes Geballere und die Jagd auf Loot in einem Science-Fiction-Western-Fantasy-Setting steht, wo man nicht alles so ernst nehmen sollte, ist bei Borderlands 3 genau richtig. Für reichlich Endgame Content wird im Laufe der Zeit gesorgt und die Entwickler bringen regelmäßig Events mit massig Loot.

16. Oktober 2019, von Andy Fiedler

2K Games

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