Review (Kino): St. Vincent

Heiliger oder Sünder - Vincent macht immer genau das, was ihm am besten in den Kram passt. Was genau das ist, lest ihr hier in unsere Review von St. Vincent.

Handlung

Maggie (Melissa McCarthy), eine alleinerziehende Mutter, zieht mit ihrem 12-jährigen Sohn Oliver (Jaeden Lieberher) in ein neues Haus nach Brooklyn. Weil sie gezwungen ist, Überstunden zu machen, muss sie Oliver in die Obhut ihres Nachbarn Vincent (Bill Murray) geben, ein griesgrämiger Rentner mit Hang zum Alkohol und zum Glücksspiel, stests im Schlepptau die schwangere Stripperin Daka (Naomi Watts). Auf allen Stationen seiner täglichen Routinen ist Oliver dabei: Auf der Rennbahn, im Stripclub und in der Kneipe von nebenan.
Während Vincent Oliver dabei hilft, ein Mann zu werden, beginnt Oliver in Vincent etwas zu sehen, was kein anderer sehen kann: einen missverstandenen Mann mit einem großen Herzen.

Eine skurrile Komödie mit Bill Murray als brummiger Vietnamkriegsveteran, der sich mit dem Nachbarsjungen anfreundet. Hier dachte ich zuerst an den Kinderfilm aus dem Jahr 1993 von Regisseur Nick Castle mit Mason Gamble und Walter Matthau in der Hauptrolle.

Jedoch spielt Bill Murray hier einen alten Griesgram, der in einem heruntergekommenen Haus in Brookyln wohnt und für niemanden ein freundliches Wort übrig hat. Er schimpft und geifert, als gäbe es kein Morgen. Mit seinem Geld kommt er nicht über die Runden und verbringt (vielleicht gerade deswegen) gerne seine Tage auf der Rennbahn oder im Pub.

Dann zieht Maggie Melissa McCarthy mit ihrem kleinen, schüchtern Sohn Oliver Jaeden Lieberher ins Nachbarhaus ein. Maggie kämpft um das Sorgerecht für ihren Sohn und nimmt jede Gelegenheit im Krankenhaus wahr, mehr Geld zu verdienen. So wird Vincent mehr oder weniger zum Babysitter von Oliver. Vincents Vorstellung von „Aufpassen“ beinhaltet Besuche auf der Pferderennbahn und von Stripclubs.

Nach einigem Hin und Her „freunden“ sich die Beiden an und „lernen“ voneinander. Da erleidet Vincent einen Schlaganfall und kämpft sich mit Olivers Hilfe wieder ins Leben. Dafür zeigt Vincent ihm unter anderem auch, wie er sich gegen den ihn hänselnden Mitschüler wehren kann.

Nachdem St. Vincent als Titelfigur sein letztes Geheimnis preisgibt, seine Gelegenheitsfreundin Daka eine richtige Frau wird und aus der guten Maggie eine „richtige“ Mutter wird, kann Vincent wieder zu dem werden was er war - oder?

Fazit

Bill Murray hätte in der Tragikomödie nun die Gelegenheit nutzen können, ein Behindertenporträt (Schlaganfall) abliefern zu können. Dies tut er jedoch nicht. Er überzeugt aber auch so als Griesgram, strotzt nur so vor Charme und entwickelt sich zu einem herzensguten Großvater.

Premiere hatte der Film am 5. September 2014 beim Toronto International Film Festival und erhielt schon einige Award-Nominierungen Golden Globe Award, Critics’ Choice Movie Award oder Chicago International Film Festival.

Stellt sich die Frage ob der Film nicht scheinheilig anstelle von heilig ist? In dieser Tragikomödie wurde einiges an Feelgood-Kino verschenkt. Bill Murray spielt zwar einen alten Griesgram mit dem man ab und an Mitleid haben könnte, jedoch fehlen dem Drehbuch einige wichtige Passagen. Der Film soll das Leben wiederspiegeln, doch so wird es nicht sein. Die Geschichte von St. Vincent ist teilweise komisch und doch etwas langweilig und vorhersehbar. Denn im Leben werden sich die Emotionen nach einem Schlaganfall nicht durch einfaches Popmusik-Gedudel verflüchtigen.
Die Rolle von Jaeden Lieberher als Oliver ist überzeichnet und kommt nicht als kleiner Junge (Lausbube) herüber, sondern mehr wie ein neunmal kluger Junge, der immer einen klugen Spruch auf den Lippen hat.

10. Januar 2015, von Markus 'Markus S.' Schaffarz