Review (Kino): Godzilla (OV)

“Ooooooooooh no, there goes Tokyo, go go Godzilla”! Am 15. Mai feierte die Riesenechse ihre Rückkehr in die deutschen Kinos, dieses Mal unter der Regie von Gareth Edwards. Gelingt es dem doch noch recht unerfahrenen Filmemacher, den als eine Katastrophe abgestempelten Ableger von 1998, unter der Regie von Roland Emmerich, vergessen zu machen?

Die Story des Films ist schnell erzählt. Nachdem seine Frau bei einem Unglück in dem Atomkraftwerk, in dem beide arbeiteten, gestorben ist, ist Joe Brody (Bryan Cranston) fest davon überzeugt, dass mehr hinter dem Unfall steckt, als die japanische Regierung der Öffentlichkeit preisgeben will. Durch seine Verschwörungstheorien gerät er immer häufiger mit den japanischen Gesetzeshütern in Konflikt, weswegen eines Tages sein Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) nach Japan fährt, um seinen Vater zurück in die Staaten zu holen. Doch auch er wird mit in Joes Verschwörungstheorien hineingezogen, die sich letzten Endes als wahr herausstellen sollen: Es war kein Unglück, dass das Atomkraftwerk in sich zerfiel, sondern das Werk eines riesigen, mottenartigen Ungeheuers. Als sich dieses dann aus den Klauen der Wissenschaftler befreit und die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzt, bleibt nur noch eine Frage: Wer oder was kann dieses Ungeheuer, genannt Muto, stoppen?

Was will man sagen? Man guckt Godzilla ja nicht wegen der Story, sondern wegen der Monster. In diesem Fall ist das auch gut so, denn die Rahmenhandlung ist doch ziemlich dröge und schwach geworden. Am liebsten hätte ich mir eine Liste mit Actionfilmklischees vor dem Film angefertigt und mit in den Film genommen, um nach und nach die vorkommenden Klischees wegzustreichen. Professor, der glaubt, das hinter ungewöhnlichen Readings mehr steckt als alle anderen denken? Check. Der Tod einer Person, die ihm sehr nahe steht? Check. Eine dementsprechende krankhafte Faszination mit den Geschehnissen dieses Tages? Check, check, und nochmals check. An diesem doch sehr schwachen Handlungsstrang können dann selbst namhafte Schauspieler wie Bryan Cranston, Aaron Taylor-Johnson und Ken Watanabe nichts ändern, was sehr schade ist. Wenn sich der Film aber auf die Monster, sprich den Muto und Godzilla fokussiert, kommt die ganze Sache in Fahrt. Diese wirken nämlich allein schon ob ihrer immensen Größe beeindruckend und Furcht einflößend, trotzdem will man aber andauernd mehr von ihnen sehen. Besonders gut gelungen ist es Edwards, die Zuschauer auf den ersten Auftritt von Godzilla heißzumachen. Man sieht die Echse erst sehr spät im Film komplett, und bis man dahin kommt, wird man nur mit Ausschnitten geteasert, in denen man nur seinen Schwanz sieht, oder einfach nur Aufnahmen von ihm. Umso größer war dann mein Lächeln, als das Monster seinen altbekannten Schrei losließ. Das hat selbst mich, der die alten Godzilla-Filme nicht gesehen hat und bei dem das 1998er Debakel auch nur noch in den hintersten Ecken des Gedächtnisses existiert, doch sehr glücklich gemacht. Dementsprechend sind die Kampfszenen zwischen den Monstern auch das absolute Highlight des Films. Ich glaube seit The Avengers habe ich nicht mehr bei Actionszenen solch eine Wonne gespürt. Besonders der finale Kampf hat es in sich und ist einfach ein Genuss für Actionfans.

Die Monster sind auch gleichzeitig die besten „Schauspieler“ in dem Film. Das ist schon etwas traurig bei Namen wie Watanabe, Cranston, und Taylor-Johnson, die in ihren anderen Filmen bzw. Serien doch meist zu überzeugen wussten. Taylor-Johnson, der einen Navy-Lieutenant spielt, besitzt die Mimik wie ein Danny Trejo in Machete, sprich keine. In den Szenen mit seiner Familie huschen so etwas wie Emotionen über sein Gesicht, aber sonst besticht er eher durch das strikte halten des leicht leeren Gesichtsausdrucks. Ken Watanabes Rolle ist leider sehr ähnlich, nur guckt er ständig besorgt oder angstvoll drein, schaut ständig über das Unheil, das die Monster anstellen, oder warnt die Leute in seiner näheren Umgebung vor der Kraft des Mutos. Selbst Bryan Cranston, der ja mit seinem Portfolio schon bewiesen hat, dass er sehr wandlungsfähig ist und viele Rollen sehr gut verkörpern kann, wird in einen stereotypischen Charakter gedrückt. Und den spielt er noch nicht einmal sehr gut. Er hat zwar eine etwas bewegende Szene zu Beginn des Films mit Juliette Binoche, die seine Frau spielt, insgesamt bleibt sein Joe Brady aber nichts weiter als eine Karikatur eines verrückt anmutenden Professors. Diesen hat aber Stellan Skarsgård in den Avengers und Thor-Filmen einfach viel besser gespielt. Das Schlimme ist aber eigentlich, dass man die mittelmäßigen Leistungen der Cast nicht wirklich deren Können anhängen kann, sondern eher den Charakteren von Godzilla. Es ist kein Geheimnis, wer der wirkliche Star des Films ist, und so bleiben die anderen Charaktere des Films halt sehr flach. Keine einzige Figur entwickelt sich in irgendeine Richtung, alle bleiben den ganzen Film hindurch beinahe exakt genau so, wie sie es am Anfang bereits waren.

Ein paar Worte muss ich aber noch zur Filmmusik verlieren. Diese ist nämlich großartig geworden. Schon bei den Intro-Credits wird man von einem pompösen Stück begrüßt, das einfach Lust auf mehr macht. Alexandre Desplat, der auch schon bei Filmen wir Argo, beiden Teilen von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, sowie Der fantastische Mr. Fox den Taktstock geschwungen hat, hat hier auch wieder ganze Arbeit geleistet. Chapeau.

Fazit

Insgesamt würde ich Godzilla in das obere Mittelfeld setzen. Während der Film glänzt bei den Kampfszenen der Monster, ist die Rahmenhandlung doch relativ schwach, was auch einfach an den Charakteren liegt. Da kann selbst die namhafte Schauspielriege nichts dran ändern. Fans der alten Godzilla-Filmen sei der Film ans Herz gelegt (wie mir gesagt wurde orientiert sich der Neue stark an ihnen), Leute, die vorher noch keinen Film mit der Riesenechse gesehen haben, sollten nicht DEN Actionfilm des Jahres erwarten.

16. Mai 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch