Review (Kino): Dracula Untold

Der Trailer zum neuen Vampirfilm Dracula Untold versprach dumpfe Action ohne viel Anspruch, wartete aber mit einer recht ansehnlichen Cast auf. Das war Grund genug, sich den Film mal genauer anzugucken. Was wir von dem Regiedebüt von Gary Shore, der letzte Woche in die Kinos kam, halten, könnt ihr hier nachlesen.

Eu sunt Dracul

Als Kind an den Hof des türkischen Sultans geholt, stellt sich schnell heraus, dass Vlad Tepes (Luke Evans), Sohn des Dracul (Drachen oder auch Bösen) über herausragende kämpferische Fähigkeiten verfügt. Als er für die Türken in den Krieg zog, erarbeitete er sich schnell den Namen „Vlad der Pfähler“. Des Kämpfens überdrüssig zog er sich jedoch in seine Heimat zurück, übernahm seinen rechtmäßigen Platz als Herrscher der Walachei und startete ein Leben als ehrenhafter Fürst und liebender Familienvater. Als jedoch die Türken, unter der Herrschaft von Sultan Mehmet (Dominic Cooper), nicht nur 1000 Jungen verlangen, die zu Soldaten ausgebildet werden sollen, sondern auch Vlads Sohn als Zögling des Sultans, tötet Vlad die Repräsentanten des Sultans und erklärt diesem somit den Krieg. Und das, obwohl Vlad die Unterlegenheit seines Volkes mehr als bewusst ist. Doch versteckt sich in dem Reißzahngebirge eine Macht, mit deren Hilfe Vlad sein Volk und seine Familie vor der türkischen Übermacht retten kann…

In Dracula Untold versucht Regisseur Gary Shore einen Dracula zu zeigen, wie er vorher noch nicht auf dem großen Bildschirm zu sehen war: Als ehrenwerter Herrscher und liebender Familienvater Vlad Tepes, bevor er zu Dracula wurde. Noch nicht mal die Zeit als Vlad der Pfähler ist wirklich von Belang für die Mannen rund um Shore. Der Ansatz ist aller Ehren wert, doch leider hält der Film sich nicht lange an seine Vorgabe, den Zuschauern einen anderen Dracula zu zeigen, als es andere Filme tun. Zu schnell wird er wieder als eine schier unaufhaltsame Macht dargestellt, auch schon bevor er die Mächte des Master Vampires (Charles Dance) bekommt. Zudem wirken die „neuen“ Facetten Vlads einfach viel zu unausgereift. Seine, ja man muss es schon so nennen, Gefühlsschwankungen erinnern doch minimal wie eine Art Bipolarität. Im einen Augenblick erzählt er seiner Frau Mirena (Sarah Gadon) betroffen von den Vorfällen im Reißzahngebirge, nur um sie in der nächsten Sekunde mit in die Badewanne zu ziehen für das alte Rein-Raus-Spiel. Die grundlegende Story des Films ist leider auch enttäuschend. An sich handelt es sich um die typische „Ich muss mein Volk retten, was der Übermacht hilflos ausgeliefert ist, weswegen ich eine fremde Macht in Anspruch nehmen muss, ihr aber nicht vollends Verfallen darf“-Geschichte, die es schon oft im Kino zu bestaunen gab, und auch genauso, wie man es erwarten würde, abläuft. Der kleine Teaser am Ende des Films, der einen zweiten Teil möglich macht, ist beinahe interessanter als die ganzen vorigen 92 Minuten. Des Weiteren fällt negativ ins Gewicht, dass die damaligen politischen Verhältnisse nur minimal bis mangelhaft geklärt werden, weswegen man als unwissender Zuschauer doch ein wenig im Regen stehen gelassen wird. Hinzu gesellen sich noch einige Plotholes oder einfach nicht nachvollziehbare Entscheidungen und Erweiterungen von Draculas Macht und Schwächen (seit wann kann er das Wetter kontrollieren? Und warum fügt ihm nur direkte Sonneneinstrahlung Schmerzen zu, aber durch Schatten kann er sich normal bewegen?).

Wo Dracula Untold aber punkten kann, ist die optische Seite. Der Film liefert einige Einstellungen vor den Green Screens, die einfach nur richtig geil aussehen (siehe Bild). Allgemein muss man den Kostümdesignern ein Lob aussprechen bzgl. Vlads und Mehmets Rüstungen, die grandiose Designs vorweisen können. So wird der Endkampf auch ein optischer Leckerbissen. Die Kampfszenen sind auch noch ein Highlight des Films, auch wenn sich, durch die Unart der schnellen Schnitte und verwackelten Kamera, die Übersicht in Grenzen hält. Trotzdem ist es einfach sehr cool, wenn sich Vlad mit seinen neu gewonnenen Kräften durch hunderte türkische Soldaten prügelt.

Mehr Charles Dance bitte!

Wenn wir grad schon von der optischen Seite des Films sprechen: Luke Evans passt in dieser Hinsicht in die Rolle eines Vlad Tepes sehr gut, auch wenn ich meistens nur Bard den Bogenschützen aus der Hobbit-Reihe gesehen habe. Aber mit seinem Äußeren strahlt er eine Selbstsicherheit und einen Stolz aus, der zu einem Herrscher seines Kalibers passt. Doch leider fehlt ihm einfach der gewisse Charme, um die Rolle perfekt ausfüllen zu können. Ob das nun an seinem Schauspiel oder an der deutschen Synchronisation liegt, vermag ich nicht zu sagen. Das wird man wohl auch nur herausfinden, wenn man die englische Version sieht. Doch allgemein ist die deutsche Synchro sehr gut geworden. Absolut positiv überrascht war ich von Hans-Jürgen Wolf als Stimme von Charles Dance. Wer den guten Mann aus z.B. Game of Thrones kennt, weiß, dass er eine Stimme besitzt, die nicht nur Autorität, sondern auch eine Menge Charisma versprüht. Wolf hat es geschafft, sehr nah an Dances Stimme und Delivery ranzukommen, sodass es der Master Vampire auch im deutschen schafft, ausnahmslos jede Szene an sich zu reißen. Chapeau Herr Wolf.
Der Rest der Cast bleibt leider sehr flach, blass und austauschbar. Man dürfte die meisten Kollegen von Evans und Dance ziemlich schnell vergessen haben, außer vielleicht Sarah Gadon, die Vlads Frau spielt. Jedes ihrer Worte sprüht nur so vor einem Pathos, das einem leicht übel werden könnte.

Fazit

Dracula Untold lässt sich wunderbar in zwei Worten zusammenfassen: Reinster Durchschnitt. Während Charles Dance überragt, ist der Rest der Cast recht schwach und der Plot ist dumpf, um es nett auszudrücken. Optisch macht der Film etwas her, aber das ist keine Begründung, warum man den Film im Kino sehen müsste.

9. Oktober 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

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Dracula Untold

Kino

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Release02.10.2014
DistributorUNIVERSAL PICTURES INTERNATIONAL GERMANY
Laufzeit1h 32m
DarstellerLuke Evans Sarah Gadon Diarmaid Murtagh Dominic Cooper Samantha Barks
RegieGary Shore

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