Review (Kino): Dallas Buyers Club

This film was never about dying, it was always about living, with that I say just keep! - Matthew McConaughey, Golden Globes 2014

Dallas, 1985: Der Cowboy Ron Woodroof (Matthew McConaughey) führt ein exzessives Leben auf der Überholspur. Rodeos, Alkohol, Koks und Frauen bestimmen seinen Alltag. Als Woodroof nach einem Arbeitsunfall im Krankenhaus landet, eröffnet ihm der behandelnde Arzt, dass er HIV-positiv ist und nur noch 30 Tage zu leben hat. Die Welt des homophoben Texaners bricht zusammen - für ihn ist es unfassbar, dass er sich mit dieser "Schwulenkrankheit" infiziert haben soll. Nachdem ihm das von seiner Ärztin Dr. Eve Saks (Jennifer Garner) verschriebene einzige legale Medikament AZT mehr schadet als nutzt, sucht er nach Alternativen.

Ron wird in Mexico fündig und beginnt, die in den USA illegalen Medikamente im großen Stil ins Land zu schmuggeln. Um sein Geschäft noch lukrativer zu machen, lässt er sich auf einen Deal mit dem homosexuellen Rayon (Jared Leto) ein: Gemeinsam gründen sie den Dallas Buyers Club, durch dessen kostenpflichtige Mitgliedschaft man unbegrenzten Zugang zu den Präparaten bekommt. Mit dem Geschäft ihres Lebens entsteht nach und nach eine besondere Beziehung zwischen dem ehemals rücksichtslosen Hedonisten und dem sensiblen Homosexuellen. Der Club wird in Windeseile landesweit bekannt und die Medikamenten-Flatrate findet bei Rons und Rayons Leidensgenossen reißenden Absatz. Mit dem Erfolg gerät die Organisation allerdings schnell ins Visier der FDA (Food and Drug Administration). Denn die Gesundheitsbehörden sind, ganz im Sinne der Pharmaindustrie, nicht gewillt, das rentable Geschäft mit den Kranken aus den Händen zu geben. Ron beschließt, sich gegen das System zu stellen und nicht nur für das Recht der Kranken, sondern für das Leben zu kämpfen.

Dallas Buyers Club, angelehnt an die wahre und außergewöhnliche Geschichte von Ron Woodroof, ist ein sehenswerter und wichtiger Film. Ein Film, der es schafft die tragischen und humorvollen Momente miteinander zu verbinden, ohne dabei jemals die Charaktere zu verraten oder die Lebensgeschichte von Woodroof aus den Augen zu verlieren. Dabei macht es der Film einem nicht leicht Woodroof zu mögen. Er ist kein sympathischer Mensch. Sein durchaus sehr destruktives Verhalten am Anfang des Films lädt nicht dazu ein, direkt mit ihm mitzuleiden. Erst im Verlauf des Films wird man mit ihm warm und schlägt sich auf seine Seite. Dabei ist das Zusammenspiel mit Rayon und Dr. Eve Saks am ausschlaggebendsten, um mit Woodroof tatsächlich warm zu werden. Diese Drei sind es, die dem Film Wärme und Tragik verleihen. Während die Antagonisten des Films in Form der Mitarbeiter der FDA, der Pharmaindustrie und involvierten Ärzte eher der Abteilung “es gibt keine Grauzonen“ entsprechen und entsprechend “böse“ dargestellt werden, verleihen die Drei dem Film seine Menschlichkeit. Der Charakter Rayon ist die Überraschung des Filmes. Von seiner Ersten bis zur seiner letzten Szene ist Jared Leto in dieser Rolle ein Szenenklauer und der heimliche Star des Films. Die Art und Weise, wie er den Charakter Rayon zum Leben erweckt und mit Würde erfüllt, lässt sogar die stark spielenden McConaughey und Garner in ihren Rollen etwas alt aussehen. So gehört auch eine der stärksten Szenen des Filmes allein Jared Leto und seiner Darstellung von Rayon, nämlich der Moment, wo uns unvermittelt Raymond und nicht Rayon begegnet. Man spürt förmlich wie fremd und gefangen sich Rayon in diesem Körper fühlt und man ist auf diesen Anblick nicht vorbereitet.

Fazit

Rückblickend betrachtend ist es eigentlich unglaublich, dass es über 20 Jahre gedauert hat bis dieser Film das Licht der Welt erblickt hat. Auf der anderen Seite war es vielleicht auch einfach notwendig, dass das Drehbuch so lange in Schubladen geschlummert hat, um jetzt in Zeiten, wo die Themen HIV und AIDS quasi aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sind, genau diese wieder in die Gesellschaft zurückzubringen.

Philadelphia mit Tom Hanks war 1993 für die Themen HIV und AIDS ein wichtiger Film. Mit Dallas Buyers Club wurde nun ein würdiger Nachfolger gefunden. Die Auszeichnungen die der Film, so wie seine Darsteller bisher bekommen haben, sind mehr als verdient. Schaut euch den Film an und keep on living.

5. Februar 2014, von Annette 'cellardoor' Freund