Review (Buch): Rebecca Gablé - Das Haupt der Welt

Im Jahr 929 herrscht der slawische Fürst Vaclavic in Brandenburg über das Volk der Heveller. Er hat 2 Söhne: Bolilut, der sein Nachfolger sein wird, und Tugomir, der als Priester den Göttern dient. Beide haben noch eine Schwester namens Dragomira, doch Frauen haben bei den Hevellern nicht viel Bedeutung.

Bei einem Überfall der Sachsen, angeführt von Prinz Otto, dem Sohn König Heinrichs I., König des deutschen, damals noch ostfränkisch genannten Reiches und Herzog von Sachsen, erleiden die Heveller große Verluste. Auch Bolilut wird getötet. Damit sich das Volk der Heveller nicht mehr gegen die Sachsen auflehnt, werden Tugomir und seine Schwester Dragomira als Geiseln mitgenommen und nach Magdeburg verschleppt. Die beiden Geschwister müssen nun unter ihren Feinden leben und überleben. Der sächsische Prinz Otto hat Interesse an Dragomira, sie verwehrt sich ihm nicht.

In ihrer Heimat zählte sie nicht viel und sie findet sich schnell mit ihrem neuen Schicksal ab. Sie wird Ottos Geliebte, bekommt sogar einen Sohn von ihm, Wilhelm. Doch ihr Glück währt nicht lange, denn Otto soll schließlich einmal König werden und standesgemäß heiraten. Ottos Mutter Mathildis sorgt dafür, dass Dragomira ins Kloster gesteckt wird. Dragomiras und Ottos gemeinsamer Sohn Wilhelm wächst als Ottos Bastard am Königshof auf. Tugomir findet sich nicht so schnell in sein neues Leben ein. Ihm schlägt besonders der Hass von Gero, einem Grafensohn, der zu den treuesten Kommandanten des Königs zählt, entgegen. Gero schlägt und misshandelt Tugomir, wo immer er kann, er hasst alle Feinde seines Volkes. Tugomir hat als Priester in seiner Heimat viele Menschen geheilt. Der erste Sachse, der freundlich zu ihm ist, ist ein Mönch. Ihm rettet Tugomir das Augenlicht. Schnell machen Erzählungen seiner Fähigkeiten als Heiler die Runde und als Prinz Otto schwer erkrankt, holt man ausgerechnet die slawische Geisel Tugomir als Arzt an sein Bett. Obwohl Tugomir die Sachsen hasst, hilft er dem Prinzen, denn sein Eid als Heiler zwingt ihn dazu. Von da an steigt er im Ansehen seiner Feinde, er wird Ottos Leibarzt. Tugomir freundet sich sogar mit Ottos Bruder Thankmar an. So ganz allmählich findet Tugomir seinen Platz unter den Sachsen. Von zu Hause erfährt er, dass sein Vater verstorben ist und sein Neffe Dragomir die Fürstenkrone übernommen hat. Auch der Vater von Otto, König Heinrich, stirbt und Otto wird zum neuen König ernannt. Otto heiratet Editha, eine Prinzessin aus Wessex und bekommt Kinder. Tugomir wird als Lehrer dieser Kinder angestellt. Selbst sein Todfeind Gero nimmt seine Kunst als Heiler in Anspruch, denn seine Tochter Alveradis leidet am Wechselfieber und droht zu sterben. Diese Begegnung ist schicksalhaft, denn Tugomir verliebt sich ausgerechnet in die Tochter seines Todfeindes, was ihm noch mehr Hass von Gero entgegenbringt. An der Seite Ottos erlebt Tugomir mit, wie schwer es ist König zu sein. Denn Otto muss sich nicht nur gegen zahlreiche Gegner stellen und behaupten, auch seine eigene Familie macht ihm das Leben schwer. Die eigene Mutter intrigiert gegen ihn, hätte sie doch viel lieber ihren Lieblingssohn Hennig auf dem Thron gesehen. Auch mit seinem älteren Bruder Thankmar hat Otto Schwierigkeiten, der hat zwar auf die Krone verzichtet, da er aus 1. Ehe von König Heinrich stammte, erhebt aber Anspruch auf die Ländereien seiner Mutter. Als Otto ihm diese verwehrt, kommt es zu einem Bruderkrieg, Thankmar wendet sich gegen Otto. Tugomir steht zwischen zwei Stühlen, einerseits dient er Otto, andererseits mochte er Thankmar immer schon lieber als Otto, war jahrelang sein Freund. Als Thankmars Aufstand niedergeschlagen wird, stirbt Thankmar in Tugomirs Armen. Tugomir bleibt weiterhin in Ottos Diensten, er nimmt sogar den christlichen Glauben an und heiratet Alveradis gegen den Willen ihres Vaters Gero. Otto gibt Tugomir die Freiheit zurück und bittet Frieden zu stiften, er soll versuchen, sein Volk, die Heveller, zum christlichen Glauben zu führen und sich unter Ottos Herrschaft zu stellen. Doch nun beginnt ein weiterer schwerer Weg für Tugomir. Er muss nach Hause zurück, seinen Rang als Fürst zurückerobern. Den hat nämlich seit seiner Geiselnahme sein Neffe Dragomir übernommen und der denkt nicht im Traum daran, seine Krone zurückzugeben. Außerdem ist Tugomirs sächsische Ehefrau als Feindin verhasst und Tugomir selbst ist für sein Volk ein Fremder geworden. Wird es ihm gelingen, den Anspruch auf die Krone zurückzuerobern?

Fazit

Das Buch war packend und spannend. Besonders gut dargestellt war Tugomirs Wandel in seinem Denken und Fühlen. Er, der Sachsenhasser - schließlich haben sie sein Volk unterjocht, seinen Bruder getötet, ihn und seine Schwester als Geiseln verschleppt - erfährt im Laufe des Buches, dass es auch nette Sachsen gibt, die er nicht hassen kann. Sachsen, mit denen er durch Freundschaft und Respekt verbunden ist. Nie hätte er früher gedacht, dass er einmal einen anderen Glauben anerkennen könnte, oder dass er sich als Christ taufen lassen wird. Dass er sich in die Tochter seines Todfeindes verlieben würde, dass er die Interessen eines feindlichen Königs vertreten würde, dessen Söhne unterrichtet und als Heiler vielen Sachsen das Leben rettet. Nie hätte er geglaubt, dass sein eigenes Volk ihm fremd werden könnte und dass er es so schwer haben wird, seinen ursprünglichen Platz als Fürst der Heveller einzunehmen.

Ich war sehr froh, dass Rebecca Gablé wieder einmal einen Roman geschrieben hat, der nichts mit den Waringhams zu tun hat. Denn daran habe ich mich inzwischen etwas „tot-gelesen“. In Das Haupt der Welt zeichnet sie das 10. Jahrhundert der deutschen Geschichte nach und befasst sich mit dem Weg Ottos des Großen. Ich persönlich finde immer, dass man ein Buch in relativ kurzer Zeit lesen sollte, da es sonst an Spannung verliert. Da ich kaum Zeit zum Lesen hatte, brauchte ich 2 Monate für diesen Roman und trotzdem hat die Geschichte kein bisschen an Spannung verloren. Sehr empfehlenswert!

29. Januar 2014, von Elke 'Elke B.' Bodenheimer