Review (Blu-Ray): The Killer inside me

Ungewöhnliche Kost vom Arthaus-Regisseur Michael Winterbottom In "The Killer inside me" lernen wir Lou Ford (Casey Affleck) kennen, der in einer texanischen Kleinstadt in den USA der 50er Jahre als angesehener Sheriff für Recht und Ordnung sorgt und in einer scheinbar glücklichen Beziehung mit seiner Freundin Amy (Kate Hudson, "Männer sind Schweine",) lebt. Doch hinter der Fassade des harmlosen Biedermanns lauert ein brutaler Psychopath, der seine sadistischen...

...Triebe immer weniger unter Kontrolle halten kann. Als er eines Tages die ortansässige Prostituierte Joyce (Jessica Alba) aus seinem Heimatkaff vertreiben soll, erkennt er in ihr das masochistische Zielobjekt seiner Begierden. Während die etwas naive Joyce noch an die große Liebe glaubt, spürt Lou Ford, dass er seine Triebe kaum noch mit kleinen SM-Spielchen befriedigen kann. Da er darüber hinaus noch eine Rechnung mit einem ortsansässigen Bau-Tycoon offen hat, entwirft er einen äußerst perfiden Plan!

Das "The Killer inside me" auf der Berlinale 2010 gezeigt wurde, lag sicherlich am bisherigen Repertoire des Regisseurs, den diesmal handelt es um einen düsteren und brutalen Noir-Thriller, der mit den bisherigen Arthaus-Filmen des Regisseurs nicht viel gemeinsam hat. Daraus ergibt sich natürlich auch die Frage, ob Michael Winterbottom wirklich der richtige Regisseur für diese Filmgattung ist oder ob wieder das alte Sprichwort "Schuster, bleibt bei deinen Leisten" zutrifft.

Was als zuerst bei "The Killer inside me" auffällt, ist die exzellente Kamera-Arbeit. Wer bei dem Cover der Blu-Ray und bei der Gattung Noir-Thriller spärlich ausgeleuchtete Handlungsszenen erwartet, wird den enttäuscht werden. Stattdessen gibt es viele opulente Einstellungen mit leuchtenden Farben und sonnigem Flair, die ihre Ergänzung durch die aufwendigen Requisiten (minutenlang werden beispielsweise Straßen mit 50er-Jahre-Amischlitten gezeigt) erfahren. Leider fallen viele der optisch perfekt inszenierten Szenen allzu opulent aus und bremsen den eh schon langsamen Erzählfluss noch zusätzlich ab.

Im krassen Gegensatz dazu stehen die extrem brutalen Gewaltszenen im Film, die zwar nicht häufig, aber dafür umso heftiger auftauchen. Verstärkt werden diese noch durch ihre detaillierte Darstellung und vor allem auch durch die perfekte Maske – ein verprügeltes Gesicht sieht auch wirklich brutal zugerichtet aus. Was für einen zusätzlichen Skandal beim der Premiere von "The Killer inside me" auf dem Sundance Festival (USA) gesorgt hat, ist sicherlich die Verbindung von Gewalt und Sexualität, die hier recht deutlich aus der Sicht des Mörders gezeigt wird.

Leider ergibt sich aus dieser Kombination von gestylten Einstellungen und drastischer Gewalt auch das große Manko des Films: Was anderen Regisseuren durchaus gelingt (Klassiker wie "Rosso – Die Farbe des Todes" von Dario Argento fallen da einem ein), wirkt bei "The Killer inside me" erstaunlich holprig und oftmals recht unausgegoren, was recht schade ist, da der Film mit einer spannenden Story mit vielen Verzweigungen, Wendungen und einem überraschenden Ende aufwarten kann.

9. Juli 2012, von Reinhard 'Reinifilm' Rieß