Review (Blu-Ray): music within
Trotz seiner schwierigen familiären Verhältnisse (ein früh verunglückter Vater und eine psychisch erkrankte Mutter) ist Richard Pimentel im Leben erfolgreich, vor allem aufgrund seiner rhetorischen Fähigkeiten. Als er sich an der Universität um ein Stipendium bei Professor Dr. Padrow bewirbt, erlebt er jedoch den ersten wirklichen Rückschlag: Dieser bezeichnet ihn zwar als guten Rhetoriker, der jedoch nichts vom Leben weiß. Richard begibt sich daraufhin in eine ganz besondere Lebensschule: Den Vietnamkrieg!
Bei einem Bombardement passiert dann das große Unglück...
...Richard verliert fast vollständig das Gehör und auch der damalige medizinische Standard kann ihm nicht helfen diesen Verlust wieder wett zu machen.
Doch Richard gibt nicht auf. Er trainiert das Lippenlesen so perfekt, dass er dennoch beruflich Karriere macht und seine große Liebe Christine erobern kann. Doch immer wieder muss er mit ansehen, wie Behinderte von der Gesellschaft diskriminiert werden und nicht die Anerkennung erhalten, die Ihnen zusteht. Als er sieht wie auch sein an Kinderlähmung leidender Freund Art Honeyman und seine ehemaligen Kameraden unter den Diskriminierungen leiden, beschließt er zu handeln…
Ein wenig erinnert "music within" an "Ziemlich beste Freunde" - mit dem Unterschied dass wir es hier es hier mit zwei unterschiedlich stark behinderten Freunden zu tun haben und vor allem ein Thema, welches einem gar nicht mehr so bewusst ist: Der Kampf für die Gleichberechtigung von Behinderten im öffentlichen und beruflichen Leben, die in den Staaten tatsächlich erst 1990 gesetzlich verankert wurde, obwohl viele US-Amerika durch den Dienst an der Waffe für das eigene Land versehrt wurden.
"music within" behandelt dieses Thema mit erstaunlicher Leichtigkeit ohne dem Kitsch zu verfallen und spart ebenfalls die privaten Schattenseiten des politischen Erfolges von Richard Pimentel (Verlust von Freunden und einer Beziehung) nicht aus. Es gibt immer mal wieder humoristische Einlagen, die politisch zwar nicht ganz korrekt, aber ziemlich lustig sind ("Wie könnte den eine Zwergin gut Akten einsortieren?" - "Sie hat sich auf die Buchstaben L bis Z spezialisiert").
Genauso kommen bei „music within“ die ernsten Töne nicht zu kurz und so gibt es eine besonders eindrucksvolle Schlüsselszene: Art und Richard werden aufgrund ihrer Behinderungen nicht nur aus einem Restaurant herausgeworfen, sondern wegen Störung der Öffentlichkeit sogar verhaftet – ein Vorgang, der seinerzeit vollkommen rechtens war! Dasselbe Restaurant wird dann passenderweise am Ende des Films genutzt, um zu zeigen was sich für Menschen mit Behinderungen mittlerweile alles verbessert hat.
Nicht nur Inszenierung, Kamera und Soundtrack wissen bei „music within“ zu gefallen, gelungen ist auch die schauspielerische Leistung der Darsteller. Insbesondere Michael Sheen bietet mit der Darstellung des an den Rollstuhl gefesselten Art Honeyman eine Oscar-reife Leistung. Auch bild- und tontechnisch ist die Blu-Ray von Senator Home Entertainment einwandfrei. In einer kleinen ernsten Nebenrolle gibt es übrigens noch Leslie Nielsen zu bewundern, was vermutlich seine letzte nichtkomische Rolle war.
Fazit: „music within“ macht alles richtig – unterhaltsam, aber nie platt und auch tragisch, aber nicht kitschig. Warum erscheint eigentlich eine solche sympathische Tragikomödie von 2007 erst jetzt in Deutschland?