Review (BD): 96 Hours - Taken 2 (Extended Cut)

“Ich werde Sie finden… und ich werde Sie töten!” Mit diesem schon beinahe ikonischen Monolog zog Liam Neeson die Zuschauer anno 2008 in seinen Bann. Da 96 Hours nicht nur finanziell ein Erfolg war, sondern auch von Kritikern gelobt wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis Teil 2 kam. Als dessen Blu-Ray bei mir auf dem Schreibtisch landete, schmiss ich sie so schnell wie möglich in meinen Blu-Ray Player. Kann 96 Hours - Taken 2 (im Folgenden Taken 2 genannt) an die Qualität des ersten Teils anknüpfen?

Es könnte kaum besser laufen für Bryan Mills (Liam Neeson). Neben einer steten Bezahlung für vermeintlich ungefährliche Jobs versteht er sich nun auch wieder sehr gut mit seiner Tochter Kim (Maggie Grace), und die Beziehung mit seiner Ex-Frau Lenore (Famke Jansen) hat sich auch wieder verbessert. Es wäre auch verwunderlich, wenn das nicht der Fall wäre, immerhin hat er seine Tochter aus den Händen eines Menschenhändlerringes in Paris befreit. Die Drei verstehen sich wieder so gut, Mills die beiden einlädt, nach Istanbul zu kommen, um dort einen kleinen Kurzurlaub zu machen. Aber natürlich kommt mal wieder alles anders als gedacht. Der Vater des Anführers der Gruppe, die in Paris Mills zum Opfer gefallen ist, schwört nämlich Rache und will eine Vendetta starten. Deshalb macht auch er sich mit seinen Mannen auf nach Istanbul, um Mills eine nicht so schöne Überraschung zu bereiten. Doch dieses Mal ist nicht nur Kim das Ziel, sondern auch Lenore und auch Mills selbst…

Es wird ziemlich schnell klar, dass Luc Besson zusammen mit Olivier Megaton versucht, die sehr erfolgreiche Formel des ersten Teils wieder aufzunehmen und etwas zu verändern, sodass sie wieder frisch wirkt. Es ist auch sehr interessant, mal die Perspektive des Entführten mitzuerleben, wie der Zuschauer es in Taken 2 tut. Mills muss nun nicht seine Fähigkeiten im Aufspüren einer Person beweisen: Er muss sehen, wie er selbst seinen Entführern entkommt. Unglücklicherweise leidet der Film aber unter seinem minimalen Realitätsanspruch. Der erste Teil wirkte ja noch einigermaßen realistisch, Teil 2 räumt dieses „störende“ Element aber ziemlich schnell aus dem Weg. Am besten stellt man hier sein Gehirn auf Durchlauf und hinterfragt ganz und gar nichts, sonst macht man sich den Film nur selbst kaputt. Denn nur so wirkt Mills‘ Vorhaben, seine Position in Istanbul anhand der Explosionen von Granaten, die von seiner Tochter über den Dächern der Stadt gezündet werden, zu erörtern (was er meiner Meinung nach sogar falsch macht), mehr amüsant als völlig hirnverbrannt und unlogisch.

Leider ist aber nicht nur der Realitätsanspruch von Taken 2 niedriger im Vergleich zu Teil 1, auch die Spannung hat leider gelitten. Wie gesagt, es ist interessant die Perspektive des Entführten zu sehen und Liam Neeson prügelt sich wieder wie ein Badass durch die Reihen der Albaner, nur will leider nicht ansatzweise die gleiche Spannung aufkommen, wie bei seiner Rettungsaktion im ersten Teil. Mir fehlt einfach das Zeitlimit, das den Protagonisten ständig begleitet. Noch dazu handelt es sich bei Taken 2 eher um einen Rachefilm als alles andere, bei dem der Zuschauer nur selten um das Leben des Protagonisten bangen muss. Die Spannungsarmut ist auch zum Teil den Actionszenen zuzuschreiben, die bei Weitem nicht mehr so dynamisch wirken wie in 96 Hours. Der Wechsel des Regisseurs von Pierre Morel zu Olivier Megaton macht sich also doch bemerkbar (und das, obwohl Megaton mehr Erfahrung hat, was Actionfilme angeht). Allerdings ist auch die Musik nicht mehr so mitreißend. Der Gesamteindruck ist einfach um einiges schwächer als beim Vorgänger. Es fehlt zudem einfach so eine Szene wie der Anfangsmonolog von 96 Hours, der dem Publikum gleich sagt, wo es lang geht und diese auch gleich in seinen Bann zieht. Das alles klingt gerade ziemlich vernichtend, was mir auch bewusst ist. Für mich ist aber 96 Hours einfach einer der besten Actionfilme der letzten zehn Jahre, weswegen ich doch etwas enttäuscht vom Nachfolger bin, da man ihn unweigerlich an dem Vorgänger misst. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Taken 2 ein schlechter Film ist. Es handelt sich immer noch um einen soliden Streifen, der aber halt im Vergleich zum ersten Teil verblasst.

Charakterentwicklung ist auch mal wieder ein Fremdwort. Weder Haupt- noch Nebencharaktere durchlaufen irgendeine Form von Entwicklung oder verändern sich auch nur minimal. Die Albaner haben sich ihren einzigen Gesichtsausdruck von Hugh Jackman geklaut, nämlich „verdammt bin ich gerade angepisst“, Maggie Grace befindet sich beinahe permanent in einem Zustand zwischen Hysterie, Heulkrampf und Nervenzusammenbruch, und Famke Janssen, im ersten Teil noch der Inbegriff einer Bitch, ist nun nichts weiter als die holde Maid in Not. Der einzige Charakter, der mehr als eine Facette hat, ist Neesons Bryan Mills. Es sind zwar auch nur zwei verschiedene Facetten, namentlich der liebende Vater bzw. Ex-Mann und der knallharte Ex-Geheimagent, aber es ist immerhin etwas. Entsprechend den Charakteren ist das Schauspiel der Cast nicht überragend, aber durchweg akzeptabel bis gut, alle füllen ihre Rollen zur Zufriedenheit aus. Irgendwie passt das ja aber auch zu so einem Film, bei dem die Zuschauer alles andere als eine Charakterstudie erwarten, sondern schlicht und ergreifend eine spannende Geschichte mit vielen imposanten und unterhaltsamen Actionszenen. Dementsprechend ist eine schwache Charakterzeichnung auch zu verschmerzen.

Extras

Der Blu-Ray wurde einige interessante Extras spendiert, die zwar niemanden vom Hocker reißen werden, aber doch nett sind. So wartet der Extended Cut schon einmal mit „ca. 5 Minuten mehr Action als in der Kinoversion“ auf. Darüber hinaus findet man noch die typischen Boni auf der Disc, wie ein Making-Of, Deleted Scenes, Outtakes, ein kurzes Feature zu Bryan Mills‘ Waffenkoffer sowie Interviews mit Liam Neeson und Olivier Megaton. Insgesamt warten auf einen ca. 134 Minuten an Extras, ca. eine halbe Stunde mehr als die Laufzeit des eigentlichen Films.

Fazit

Im Vergleich zum hervorragenden ersten Teil ist Taken 2 eine Enttäuschung. Zu keinem Zeitpunkt wird die Qualität, oder auch nur die Spannung von 96 Hours erreicht. Nichtsdestotrotz handelt es sich immer noch um einen grundsoliden Actionfilm mit netten Ideen und einem coolen Protagonisten (ich werde mich nie daran sattsehen können, wie Liam Neeson Leute verprügelt). Der Extended Gut wartet darüber hinaus noch mit über 2 Stunden Bonus-Material auf, die die Wartezeit auf den 2015 erscheinenden dritten Film verkürzen. Daumen in die Mitte.

11. Juli 2014, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch

20th Century Fox

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96 Hours - Taken 2 (Extended Cut)

Blu-ray Disc

Website96hours-taken2.de
Release15.03.2013
GenreAction Thriller
Distributor20th Century Fox
Laufzeit1h 38m
DarstellerLiam Neeson Maggie Grace Famke Janssen
RegieOlivier Megaton

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