Preview (Kino): I, Anna

Regisseur Barnaby Southcombe präsentiert mit seinem Filmdebüt I, ANNA eine Mischung aus Thriller und Drama. Auf der Berlinale feierte der Film seine Premiere. Neben den Ermittlungen an einem verstrickten Mordfall stehen vor allem menschliche Gefühle im Mittelpunkt.

Ein Mord in einem düsteren Londoner Hochhauskomplex. Der schlaflose und melancholische Detektiv Bernie (Gabriel Byrne) ist in der Nacht als Erster am Tatort. Später begegnet er der geheimnisvollen Anna (Charlotte Rampling) im Foyer, eine attraktive, elegante Frau in ihren 60ern.

Motiviert durch ihre Tochter Emmy (Hayley Atwell), nach ihrer Scheidung jemanden zu finden, nimmt sie an Speed-Dating Veranstaltungen teil. Bernie, der von dieser Frau wie angezogen ist, folgt ihr und lernt sie auf einer dieser Veranstaltungen besser kennen. Auch der Detektiv hat sich vor Kurzem von seiner Frau getrennt und scheint noch nicht ganz darüber hinweg zu sein. Während seinen Begegnungen mit Anna laufen parallel die Ermittlungen. Bernie bekommt langsam das ungute Gefühl, dass Anna etwas mit dem Mord zu tun haben könnte. Der Regisseur legt von Anfang an eine spannende und verwirrende Spur von Hinweisen, bei der mehrere Verdächtige infrage kommen, die alle irgendetwas miteinander zu tun haben. Während Bernies Kollege Franks (Eddie Marsan) die Ermittlungen voranbringt, merkt Bernie, dass er Anna zur Rede stellen muss ...

Regisseur Southcombe arbeitet immer wieder Annas Erinnerungen an die Mordnacht raffiniert in die parallelen Erzählstränge ein. Die Spannung spitzt sich bis zum Ende zu, was durch Schnitt und Kamera noch unterstützt wird.
Die dunkle winterliche Atmosphäre des Films passt zu der Einsamkeit der Hauptdarsteller.
„Wir haben mit Abwesenheit von Farben gearbeitet und uns weitgehend auf Betongrau und Brauntöne beschränkt“, sagt Production Designer Tom Burton. Nur das Rot, wie von Annas Kleid, taucht ab und zu auf. Auch Ben Smithards Kamera beobachtet Gegenstände und Gesichtsmimik genauestens und verleiht mit seinen Detailaufnahmen eine besondere Spannung und Dramatik. Wie auch die Figuren eine geheimnisvolle Vergangenheit begleitet, begleitet den Film eine verschleiernde Kameraarbeit im Stile des Film-Noir. Wie Byrne sagt: "Es geht um Entfremdung und das spiegelt sich im Look des Films." Interessant ist, dass das Motiv der Spiegel und Scheiben im Film auf die gespaltene Persönlichkeit von Anna hinweist.
Barnaby Southcombe schrieb auch das Drehbuch, das auf Elsa Lewins Romanvorlage beruht. Ursprünglich spielte die Geschichte in New York, aber Southcombe, der selbst seit acht Jahren in London lebt, verlagerte es nach London, um dem Ganzen einen neuen Touch und europäischen Flair zu geben.

Den Produzenten des psychologischen Thrillers gelang es erfolgreich, ein hochkarätiges Team mit Charlotte Rampling und Gabriel Byrne zu gewinnen. Durch ihr harmonierendes, aber auch isoliertes Spiel, machen sie ihre Figuren sympathisch und ihr Zusammenspiel realitätsnah. Rampling ist außerdem die Mutter des Regisseurs Southcombe. Sie ist international bekannt und arbeitete bereits mit Woody Allen in Stardust Memories (1980), mit Saul Dibb in Die Herzogin (2008) oder mit Lars von Trier in Melancholia (2011). Byrne, der für seine Rolle in der Serie In Treatment den Golden Globe bekam, arbeitete bereits mit Ethan & Joel Coen in Miller’s Crossing (1990) oder in Tony Scotts Staatsfeind Nr. 1 (1998).

Kurz vor Drehbeginn von I, ANNA brach sich Rampling das Handgelenk. Southcombe änderte das Drehbuch und arbeitete den Bruch und sein lästiges Jucken mit ein, was Annas unterdrückte Erinnerung zusätzlich symbolisierte.

Fazit
I, Anna ist ein spannender psychologischer Thriller, der von menschlicher Einsamkeit und Tragödien handelt. Dabei sind die Figuren und der Spannungsbogen gut entwickelt, während seine Film-Noir Ästhetik ihn von anderen Polizei-Geschichten unterscheidet.

29. April 2013, von Helena Hamann

Anna

Kino

Release02.05.2013
GenreDrama Thriller
DistributorNFP marketing & distribution
Laufzeit1h 31m
DarstellerCharlotte Rampling Gabriel Byrne Hayley Atwell
RegieBarnaby Southcombe Adam Shankman