Preview (Kino): 00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse

00 Schneider, 00 Schneider, Schneideeeer. Der Kommissar Schneider, ist guuuuuut! Das dachte sich wohl auch Helge Schneider, weswegen er den Kult-Kommissar in seinem neuen Film 00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse zurückkehren lässt. Doch seit seiner Jagd auf den fiesen Nihil Baxter hat sich einiges verändert…

Das Leben des Kommissars, Vorname Roy, ist nicht mehr das Gleiche. Seit dem (realen) Tod seines ehemaligen Partners Lt. Körschgen arbeitet er nicht nur ohne menschlichen Begleiter, sondern lebt auch von seiner Frau getrennt und zieht den Ruhestand in Betracht. Er fing sogar an, seine Memoiren zu schreiben. Doch wie so oft wird daraus nichts, denn es treten zwei Personen in sein Leben, die es gehörig durcheinanderbringen. Zum einen hätten wir, da seine Tante Tyree aus Amerika (von der er nichts wusste, welche aber „offensichtlich existiert“), zum anderen den hochgefährlichen Kettenraucher Jean-Claude Pillemann, der aus einem französischen Gefängnis ausgebrochen ist, und nun Roys Heimatstadt in Angst und Schrecken versetzt. Das kann der Kommissar natürlich nicht einfach so geschehen lassen, weswegen er sich mit seinem Pomeranian Spitz namens Zorro aufmacht, den Schurken, der in Fachkreisen auch als „Die Eidechse“ bekannt ist, das Handwerk zu legen.

Wie so oft wird es nur zwei Reaktionen auf 00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse geben: Entweder wird man den Film mögen, oder gänzlich verachten (so wurde das Kino z.B. nach zehn Minuten bereits von einem Zuschauer verlassen). Helge Schneider ist ja bekannt dafür zu polarisieren, und genauso tun das seine Filme, und der Neue ist da auch keine Ausnahme. Denn, um es nett zu formulieren, 00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse ist ein sehr eigener Film. So dient der Plot mal wieder nur als eine Art Rahmenhandlung, um die ganzen abstrusen, merkwürdigen, aber doch sehr oft einfach nur urkomischen Szenen in einen losen Kontext zu bringen. Was jedoch, vor allem im Vergleich zu seinem Vorgänger, 00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter, auffällt, ist, dass der neue Teil um einiges kohärenter daherkommt. Die Szenen sind nicht mehr im scheinbaren Zufallsprinzip aneinandergereiht wurden, sondern ergeben einen mehr oder minder zusammenhängenden Film, zumindest für „Schneiderische“ Verhältnisse. Ob das nun positiv oder negativ ist, sollte jeder für sich selbst ausmachen, ich persönlich fand den Film schon beinahe zu zusammenhängend (das klingt komisch, ich weiß, aber so erschien es mir einfach). Toll ist wiederum, wie sehr Schneider darauf geachtet hat, den Film so darzustellen, als sei er Anfang der Neunziger gedreht wurden. Dies geschieht einmal durch einen optischen Filter, durch den alle Farben abgeschwächt werden. Andererseits einfach durch die herausragenden Kulissen, die Schneider für seinen Film gefunden hat. Um Tante Tyree zu zitieren, „I like“.

Die schauspielerischen Leistungen sind in Helge Schneiders Filmen auch immer eine Sache für sich, da er ja sehr gerne einfach Laiendarsteller nimmt und die dort einsetzt, wo er sie für passend erachtet. Meistens ist Schneider selbst einer der Einzigen, der sich tatsächlich Schauspieler schimpfen lässt. Dabei interpretiert er seine Charaktere meist sehr frei, was zu grandiosen Szenen führt. So auch wieder in Im Wendekreis der Eidechse, in dem Schneider einfach wieder macht, was er will, und das ist auch gut so. Seine Darstellung des Kommissars hat sich jedoch sehr verändert. War er im ersten Teil noch eine sehr, sehr alberne Figur, ist er nun etwas ernster geworden, und erinnert in seiner Art und seinem Handeln schon irgendwie an Dirty Harry (welchen er auch direkt zitiert). Insgesamt also ziemlich toned-down, trotzdem noch weit davon entfernt, auch nur ansatzweise ernst zu wirken. Natürlich ist auch der Kommissar wieder die Figur, die für die meisten Lacher in dem Film verantwortlich ist, doch sind die restlichen Charaktere, die Schneider darstellt, auch sehr einzigartig und auf ihre Art und Weise auch einfach Highlights. Ob dies nun ein Zahnarzt ist, dessen Small Talk aus einer Einladung zum Bunga Bunga in seinem Apartment besteht, oder der Spurensicherer, der nur anhand der Schuhabdrücke eines Menschen seinen Namen, seine Haarfarbe sowie einzelne Charakterzüge herausziehen kann, und das noch, während er Besuch von einem Mann mit einem Jutesack auf dem Kopf hat. Irres Zeug und herrlich skurril.

Auch Jean-Claude Pillemann selbst kommt herrlich merkwürdig, manche würden sicherlich sagen blöd daher. Nach seinem Ausbruch aus einem französischen Gefängnis macht er nun Mühlheim unsicher. Sein Primärangriff besteht aus dem Anspucken seiner Opfer mit einer klebrigen und anscheinend übel-riechenden sowie ätzenden Substanz, welche er durch ein furchterregendes Fauchen ankündigt. Rocko Schamoni hatte wahrscheinlich sehr viel Spaß dabei, die Eidechse so abstrus wie möglich darzustellen, und das merkt man auch. Einfach der Anblick des in einem im Lederanzug gekleideten Pillemann, mit einem Huhn unterm Arm, hat schon gereicht, um mich zum Lachen zu bringen.
Die Rollen des restlichen Cast sind dementsprechend klein, doch sollten die Nebencharaktere einem auch länger im Gedächtnis bleiben. Sei es nun Tante Tyree mit ihrem Kokosnuss-BH, Schneiders Kollegen auf dem Präsidium, der gefährliche Staubsaugervertreter oder sein Sohn, der eine Bank ausrauben will, da man ihn dafür nicht belangen kann, da er noch nicht volljährig ist; die Nebencharaktere stehen denen vom Jagd auf Nihil Baxter in nichts nach.

Fazit

Wie bereits anfangs gesagt, 00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse ist definitiv kein Film für jedermann. Doch Fans des ersten Teils, bzw. allgemein von Helge Schneider sollten sich sein neues Machwerk nicht entgehen lassen. Skurril wie eh und je, dazu wieder sehr lustig (oder blöd, wie man es nimmt ... ) und einfach unterhaltsam.

7. Oktober 2013, von Steffen 'S. Fölsch' Fölsch