Herzkino: Julia und der Offizier

Bayern, in den 60ern. Kaum ein Jahrzehnt hat Deutschland gesellschaftlich so revolutioniert wie diese Zeit. Der Kalte Krieg beherrschte das politische Klima, der Minirock eroberte die Mode, und die Beatles machten dem heimischen Schlager Konkurrenz. Von all dem unberührt scheint das bayerische Dorf Lehrbach - bis zu dem Tag, als Julia Welling dort auftaucht. Thomas Kronthaler inszenierte diesen ZDF-Herzkino-Film mit Henriette Richter-Röhl und David Rott in den Hauptrollen.

Copyright: ZDF / Erika Hauri

Eine bildstarke, emotionale und ehrliche Zeitreise

Mit Julia und der Offizier geht das ZDF-Herzkino auf eine bildstarke, emotionale und ehrliche Zeitreise in das Jahr 1965. Als die Mauer vier Jahre alt, die Beatles fünf und die Pille auch, und die Mondlandung noch vier Jahre entfernt war. Zwei Jahre zuvor hat John F. Kennedy vor dem Schöneberger Rathaus berühmte Worte gesprochen, und vielleicht hat auch Julia Welling alias Henriette Richter-Röhl sich bestärkt gefühlt in ihrem Streben nach einer demokratischen, freidenkenden und vor allem friedlichen Gesellschaft. Sie ist Pädagogin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kindern in ihrer Obhut eine moderne Erziehung frei von Gewalt und den Ideologien ihrer eigenen Kindheit zu ermöglichen.

In Berlin ist das ja auch alles schön und gut. Zu Beginn unserer Geschichte aber reist unsere Heldin ins bayerische Lehrbach am Inn, um im Auftrag der Diözese ein Kinderheim aufzubauen. In Lehrbach hat man von diesem neumodischen Schmarrn zwar schon einiges gehört, aber für die Lehrbacher ist ihr Ort richtig, wie er eben ist. Und Kinder sind zum Arbeiten da, nicht zum Verhätscheln. Hilfe bei ihrer Arbeit erfährt sie von ungeahnter Seite, der US Army. Julia nimmt diese Hilfe sehr gerne an, zumal Major David Carter auch noch ein sehr zuvorkommender und charmanter Mann ist. Doch Julia hält von Uniformen und Regeln genauso viel wie von der Borniertheit der Lehrbacher.

Aber was kann Menschen zusammenbringen, die Gegensätzliches vertreten? Diese Frage stellt sich für Julia gleich zweifach. Sie muss sich im Dorf behaupten und einen Weg finden, ihre Gefühle für David zuzulassen, Soldat hin oder her. Und sie stellt sich auch heutzutage für uns, wenn wir mit Partnern, Familie und Kollegen um einen gemeinsamen Weg ringen. Henriette Richter-Röhl, David Rott und ein sehr besonderes Ensemble nehmen uns mit in eine Zeit, in der die Brisanz dieser Fragen durch ein anderes gesellschaftliches Verständnis noch schärfer war als heute - die uns aber auch durch ihr musikalisches und modisches Erbe, und beides kommt in diesem Film nicht zu kurz, in Verzückung bringen kann. Die Autoren Xaõ Seffcheque, Matthias Dinter und Britta Stöckle zeigen uns einen Ort, in dem der eine Nachbar mit der Pille verhütet und der nächste noch mit Schweinsblasen. Und durch die Inszenierung von Regisseur Thomas Kronthaler und seiner detailfreudigen Schauspielerführung wird das rückwärtsgewandte Lehrbach gleichermaßen in eben dieser Rückwärtsgewandtheit, aber auch in seiner Veränderung erlebbar. Unsere Figuren, sowohl Julia und der Offizier als auch die Lehrbacher, haben die Chance zu erkennen: Das Trennende ist nicht so stark wie das Verbindende - 1965 und auch heute.

Anna Bütow Redaktion Fernsehfilm / Serie II

4. April 2014, von Markus 'Markus S.' Schaffarz

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